Am Montag, 28.10.2019 beteiligten sich über 250 Menschen an der Demonstration unter dem Motto:
“Das Schweigen brechen – Rassismus und rechten Terror bekämpfen!” in Wedel.
Vor wenigen Wochen wurden in Wedel mehrere extrem rechte Drohbriefe verschickt die mit “Combat 18 Deutschland” unterschrieben wurden. Die Behörden und die Stadt Wedel reagierten darauf in dem den Betroffenen gesagt wurde, dass von den Drohbriefen keine Gefahr ausgeht und es keine bekannte Nazi-Szene in Wedel gibt.
Bei der Auftaktkundgebung auf dem Rathausplatz wurde nochmal skandalisiert, dass im Angesicht des nicht Aufgeklärten NSU-Komplex, dem Mord an Walter Lübcke im Juni und dem antisemitischen und rassistischen Terroranschlag in Halle, dass verschweigen der rechten Drohung und der verharmlosende Umgang nicht tragbar ist.
Als eine weitere Rednerin hielt Marianne Wilke von der VVN-BdA einen Beitrag zu ihrer Geschichte, mahnte an und forderte auf in Bündnissen gegen den Rechtsruck vorzugehen.
Am Rande der Demonstration kam es zu kurzen Provokationen von türkischen Faschisten. Diese konnten aber vertrieben werden. Der Demonstrationszug setzte die Strecke mit u.a. folgenden Parolen fort: „Fasizme karsi omuz omuza – Schulter an Schulter gegen den Faschismus“ und forderte eine Aufhebung des PKK-Verbot.
An der Doppeleiche gab es eine Zwischenkundgebung. In dem vorgetragenen Redebeitrag der Antifaschistischen Initiative Kreis Pinneberg gab es einen Rückblick und einen Einblick in die heutige Situation in Wedel und im ganzen Kreis Pinneberg.
Lautstark ging es über Am Lohhof, Rudolf-Breitscheid-Straße auf die Bundesstraße 431 zurück zum S-Bahnhof Wedel.
Gegen 20.45 Uhr fand am S-Bahnhof die Abschlusskundgebung statt.
Es folgte ein Aufruf zur Demonstration am 09.11.19 in Segeberg gegen die Nazischläger Berndt Tödter, Marcel Steenbuck und Co, sowie ein Beitrag einer kurdischen Genossin, die sich sehr für diese Demonstration bedankte und uns alle nochmals stärkte den Kampf gegen Faschismus gemeinsam zu kämpfen!
Abschließend wurde noch auf das donnerstägliche „Antifa-Cafe“ in Pinneberg hingewiesen. Dort können sich Menschen treffen, vernetzen, austauschen und / oder einfach nur sein. Donnerstags, 19 Uhr Geschwister-Scholl-Haus, Bahnhofstraße 8. (Ferien und Feiertage ist zu)
Abschließend erklären wir, dass wir diese Demonstration weiterhin als überfällig ansehen und als ein legitimes, starkes Zeichen das Schweigen endlich zu brechen!
Antifa Pinneberg – Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg
Der Redebeitrag:
Vertuschen, verharmlosen, wegducken – nicht mit uns!
Wenn, wie hier in Wedel Ende August, ein „offener Brief“ an den Bürgermeister, Parteien, Schulen, Kultureinrichtungen und Polizei eintrifft und ganz unverhohlen mit Gewaltexempel gedroht wird, dann haben die Menschen ein Recht darauf informiert zu werden!
In extrem rechter Terrorsprache wird in dem Brief u.a. folgendes geschrieben:
„wenn die Sicherheit von deutschblütigen Jugendlichen vor Übergriffen ausländischer und nicht deutschblütiger Menschen nicht gewährleistet wird, dann seien Sie versichert, dass wir dies mit der gebotenen Entschlossenheit und der Qualität bundesweit Beachtung findender Exempel an Einzelpersonen, Gruppen und Einrichtungen, eindrucksvoll demonstrieren werden.“ Diese Aufgabe werden hochmotivierte Mitglieder und Kameraden übernehmen.
Unterschrieben ist dieser Angriffsplan auf uns alle mit:
„Combat 18 Deutschland“ – Combat 18 steht für Kampfverbund Adolf Hitler.
Bei der Terrororganisation „Combat 18“ handelt es sich um den bewaffneten Arm von Blood and Honour, englisch für „Blut und Ehre“, ein extrem rechtes Netzwerk, welches neonazistische Bands koordiniert um deren Ideologie zu verbreiten.
„Combat 18“ bezieht sich auf das Konzept der Waffen SS und von dieser holen sie sich die Inspiration für ihren faschistischen Terror. Sie betiteln sich als Gladiatoren für den Kampf.
Wir sind es leid, dass den Menschen von behördlicher/verwalterischer Seite nicht klar genannt wird, was in der Stadt passiert.
Naziaufkleber an Wedeler Schulen und im gesamten Stadtbild, Faschist*innen in eindeutiger Szenekleidung, eine faschistoide AFD mit Wahlkampfständen die munter den parlamentarischen Arm der Nazis mimt. Und eine Vergangenheit, indem Nazis aus Wedel eine bundesweit führende Rolle eingenommen hatten.
Faschistische Aktionen und Gruppierungen aus dem Kreis Pinneberg näher betrachtet und lange unter dem Mantel der Verschwiegenheit getragen:
Jahrelang wurde die Kameradschaft Elbmarsch, gegründet in Wedel, als ein Sammelbecken von ein paar verirrten Jugendlichen geführt. Diese sogenannten Verirrten, griffen Menschen auf brutalste Art und Weise an und verletzten sie teilweise schwer. Diese sogenannten Verirrten waren und sind teilweise heute noch Faschist*innen die nichts unversucht lassen, ihre menschenverachtende Ideologie zu pushen. Sehr gute Kontakte unterhielt Simon Bork zu dem Kopf der Gruppierung „Combat 18 Pinneberg“, Klemens Otto. Klemens Otto schlug mit drei weiteren Nazis 1997 einen Togolesen am Pinneberger Bahnhof fast zu Tode. Da Otto vor Gericht aussagte, er hätte sich von den Nazis distanziert, kassierte er eine Strafe auf Bewährung. Folgend wurde er immer wieder auf Naziaufmärschen gesichtet und baute ein freundschaftliches Verhältnis zum Hamburger Nazi Thomas „Steiner“ Wulff auf. In dieser Zeit stieg Klemens Otto zum Führer der „Kameradschaft Pinneberg“ auf. Auch sie nutzten das Kürzel von „Combat 18“, legten Listen von sogenannten Feinden an und bedrohten den IG Metall Gewerkschafter Uwe Zabel mit dem Tod. Desweiteren erpressten sie im eigenen Milieu Schutzgelder, um so eine Monopolstellung in der Geschäftswelt der Nazis zu erhalten. Auch hier in Wedel gab es immer wieder Angriffe auf Andersdenkende.
Vor 10 Tagen veranlasste die Bundesanwaltschaft eine Überprüfung im faschistischen Mordfall an Walter Lübcke. Die Tatwaffe, so wird vermutet, könnte aus den Reihen von „Combat 18 Pinneberg“ stammen. Das die Nazis aus Wedel, Pinneberg, Elmshorn den mutmaßlichen Mörder von Walter Lübcke zumindest von sehen her kannten, geben Bilder einer Neumünsteraner Demonstration zur Wehrmachtsausstellung her, auf der auch Stephan Ernst zugegen war.
Interessant und unverständlich ist die Tatsache, dass nach den Waffenfunden bei „Combat 18 Pinneberg“ kein großes Verfahren folgte und die Öffentlichkeit kaum nennenswertes berichtet wurde. Auch ist bis heute nicht geklärt, ob alle Waffen sichergestellt wurden. Das Landgericht Kiel ließ sich auf einen Deal mit „Combat 18 Pinneberg Mitglied Peter Borchert ein, schickte ihn für 3 Jahre und 2 Monate in das Gefängnis und Klappe zu.
Es sind keine Verirrten, es sind gefestigte Nazis, die seit Jahrzehnten ihr Konstrukt weiter aufbauen und pflegen. Und es sind Nazis, die durch die Behörden immer und immer wieder kleingeredet werden.
Nach den Gerichtsurteilen 2003 verschwanden die Nazis nicht. Peter Borchert, gilt weiterhin als aktiver brutaler Nazi, welchem zur Zeit geschäftliche Beziehungen zu dem Tätowierstudio „Famous“in Neumünster nachgesagt wird.
Klemens Otto ging kurzfristig ins Gefängnis, distanzierte sich aber nie öffentlich von seinen faschistischen Aktivitäten und belügte die Presse auf die Frage seiner Zugehörigkeit in Jahren. Heute leitet er Sportangebote in Pinneberg, ging in Zigarrenclubs ein und aus und versuchte sich als Zuhälter.
Von den Behörden unbeirrt weitermachen, trotz direkter Verbindungen zu „Combat 18 Pinneberg“, konnten die Nazis um Simon Bork. So griffen diese weiter Menschen an, fuhren in Busstärke zum Rudolf-Heß-Gedenkmarsch nach Wunsiedel, zeigten ohne Gründe Antifaschist*innen bei der Polizei an, damit sie an die Daten dieser kommen und somit weiter Druck gegen diese aufbauen konnten.
Einen Übergang von Kameradschaft zu einem Zusammenschluss für die Jugend, sollte dann 2003 vor Repressalien durch die Behörden schützen. Von nun an gab sich die „Kameradschaft Pinneberg“ den Namen „Jugend für Pinneberg“.
Es folgten weiterhin Angriffe auf Menschen in Wedel, Uetersen und vermehrt in Elmshorn, Flugblattaktionen, völkische Wanderungen und 2014 eine Vernetzungsreise nach Finnland.
2015 besuchten Simon und Sönke Bork die norddeutsche Büchermesse im sogenannten Thinghaus in Grevesmühlen. Die Öffentlichkeit wird in den letzten Jahren gescheut.
Sie geben sich einen „bürgerlichen Anstrich“ und versuchen sich in der Mitte der Gesellschaft zu verankern, ohne von ihrer Ideologie abzulassen.
Sei es mit Klemptnereibetrieb in Rellingen, in Justizvollzugsanstalten, in Lager- Jobs oder so wie bis 2018 als Gala Bau Firma in Moorege.
Am 10. März 2018 fand ein klandestin organisiertes Konzert in Uetersen statt. Dort trafen sich ca. 50 Nazis aus den letzten Jahrzehnten um den Liedermacher FIEL zu lauschen.
Organisiert wurde das Konzert von Heiko Bloch, ein bekannter Nazischläger, der seit Jahrzehnten im Netzwerk verankert ist. Auf dem Konzert gab sich die Bande der norddeutschen Naziszene die Klinke in die Hand. Veranstaltungen dieser Art gelten als Netzwerkarbeit und die Festigung der alten und neuen Strukturen.
So war an diesem Abend der NPD Landesvorsitzende Lennart Schwarzbach anwesend. Schwarzbach schafft es zur Zeit in die Medien, da er seinen alten Fußballverein TUS Appen verklagt, da diese Nazis nicht in ihren Reihen dulden wollen!
Weitere Gäste waren Joachim Saecker alias Joe Holsten aus Rellingen, ihm wird eine führende Rolle in der nationalsozialistischen Geschäftswelt nachgesagt, zugleich fiel er Antifaschist*innen immer wieder als Gewalttätig und Angriffsaffin auf. Saecker hält beste, freundschaftliche Kontakte zu dem kanadischen Vandalen und Tätowierer David Allan „Griffin“ Surette. „Griffin“ ist eine Leitfigur des seit 2000 in Deutschland verbotenen Terrornetzwerk „Blood and Honour“ und unterhielt ein Tätowierstudio in Berlin.
Aus Elmshorn nahmen Simon und Sönke Bork teil. Simon Bork war eine Schlüsselfigur der Kameradschaft Elbmarsch. 2014 stachelte er zwei junge Nazis dazu an, sich einen Antifaschisten zu greifen, um diesen O-Ton „wegzumachen“. Dieser Angriff fand statt. Die beiden Nazis rannten mit abgebrochenen Flaschenhälsen auf den Antifaschisten zu. Nur durch Selbstschutz, konnte die zum Angriffszeitpunkt 3-köpfige Gruppe den Angriff abwehren.
Straffrechtliche Verfolgung in Richtung Nazis Fehlanzeige. Platzverbot für Antifaschist*innen, die ihr Leben verteidigten, eine Selbstverständlichkeit für die Elmshorner Polizei.
Simon Bork trat für die NPD in Elmshorn an und platzierte sich eine Zeit in deren Reihen. In dieser Zeit formierten sie sich namentlich um und titulierten sich fortan als: „Jugend für Pinneberg“. In ihren Reihen tummelten sich ca. 30 Nazis aus dem Kreis Pinneberg. Eine weitere führende Rolle nahm zu dieser Zeit Alexander Jäger ein.
Sein Bruder, der Wedeler Christoph Miron Jäger, war im Jahre 2000 der Gründer der „Kameradschaft Elbmarsch“ in Wedel und mindestens Anhängsel der FAP. Die KS Elbmarsch sorgte für eine Welle brutalster Gewalt in Wedel, Pinneberg, Elmshorn, Buxtehude, Stade, Tostedt. Angriffe waren hier fast an der Tagesordnung.
All diese Dinge passieren, wenn wir wegschauen, wenn wir nicht informieren, wenn sich Menschen nicht sensibilisieren können! Wir werden nicht wegschauen!
An die Landesregierung: Macht Schluss mit der Heranziehung des Landessicherheitsüberprüfungsgesetz und die daraus in diesen Fällen angewandte Verschlusssachenanweisung zur Einstufung der Vertraulichkeit. Es geht um Nazis!
Wir wollen wissen was Nazis gestern getrieben haben, was sie heute treiben und was sie für morgen geplant haben, um alles Erdenkliche zu tun, dass vergangenes nie wieder geschieht!
Keinen Schritt zurück – Nationalsozialistische Aktivitäten, Strukturen aufdecken und benennen! Das Schweigen brechen!
No Pasaran!
Ein kurzes Video von der Demonstration ist hier zu sehen.