Am 19.02.2020 wurden im hessischen Hanau durch rassistisch motivierten rechten Terror 9 Menschen ermordet. Die Namen der ermordeten sind:Gökhan Gültekin, Ferhat Ünvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Hamza Kurtović, Kalojan Welkow, Vili Viorel Păun, Said Nessar El Hashemi. Wir werden sie nicht Vergessen! Weiter hat der Täter auch seine Mutter und sich erschossen.
Wir möchten hier die Rede der Ramazan Avcı Initiative vom 22.02.2020 auf der Demonstration >> Gemeinsam gegen Rechten-Terror << in Hanau dokumentieren:
Redebeitrag Ramazan Avcı Initiative am 22.02.2020 in Hanau
zum Massaker, der Ermordung von 10 Migrant_innen
Ich grüße Euch alle im Namen der Ramazan Avci Initiative aus Hamburg.
Ramazan Avcı wurde am 21.12.1985 aus einem Nazis-Treffpunkt (Kneipe) heraus angegriffen. Sein Bruder und der Freund konnten in einen Linienbus fliehen, der ebenfalls von den Nazis angegriffen wurde. Ramazan Avcı rannte auf die Fahrbahn und wurde von einem Auto erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Nachdem er auf der Straße aufschlug, liefen mindestens drei Skins auf ihn zu. Ramazan Avcı wurde auf dem Boden liegend mit Baseballschlägern, Axtknüppeln und Fußtritten brutal malträtiert und verstarb am 24.12.1985 an den Folgen dieser Schläge im Krankenhaus. Wenige Tage später wurde sein Sohn geboren, der nach ihm benannt wurde.
Gemeinsam mit den Familienangehörigen halten wir seit 2010 die Erinnerung an Ramazan Avci wach. Damals wie heute gilt:
#Susmak boyun eğmektir!
Schweigen ist Zustimmung!
Wie können wir auf das Massaker in Hanau reagieren?
Auf die Straße gehen reicht nicht aus.
Wir dürfen nicht mehr hinnehmen, dass Politiker das Geschehen bestimmen, um nächste Woche wieder zum Alltag zurückzukehren.
Liebe Brüder und Schwester, liebe Freunde und Freundinnen: Wir müssen offensiver werden. Wir müssen uns selbst organisieren.
Wir müssen den Alltag, die Routinen in Deutschland stören.
Nach dem rassistischen Brandanschlag in Mölln im Jahr 1992 und nach dem rassistischen Brandanschlag in Solingen im Jahr 1993 war das in Hamburg möglich.
Es ist auch jetzt möglich!
Es muss auch heute möglich sein!
Wir Migrant_innen müssen unseren Widerstand selbst organisieren, wir müssen unseren selbstorganisierten Widererstand überall hintragen.
Wir haben zehn Menschen verloren!
#Hanau ist überal Was ist zu tun?
Nach den Brandanschlägen in Mölln haben wir in Hamburg die “Widerstandsinitiative gegen Rassismus” (Irkçılığa Karşı Mücedele Girişimi”) gegründet und wir selbstorganisierte Aktionen durchgeführt. Tausende Migrant_innen sind unseren Aufrufen in Hamburg gefolgt. Die Widerstandsinitiative bestand nicht nur aus türkeistämmigen Vereinen. Die Initiative bestand nicht nur aus den üblichen linke deutschen Organisationen und Antifaschistische Gruppen. In der Initiative schlossen sich Selbstständige, Arbeiter_innen, Schüler_innen_innen, Student_innen und Vereine aus der Türkei in Hamburg zusammen. Die Widerstandinitiative hat nach den rassistischen Brandanschlägen in Mölln und Solingen tausende Menschen auf die Straße mobilisiert. Zornige Jugendliche (aus der 2. und 3. Genration der „Gastarbeiter”) waren an diesen Kämpfen beteiligt. Schüler_innen haben in ihren Schulen Vollversammlungen organisiert und zu Demonstrationen aufgerufen. Die Initiative sorgte dafür, dass nach dem Brandanschlag in Solingen sich über 10 000 Menschen vor dem Hamburger Rathaus zu einer Kundgebung versammelten. Anschließend gab es eine lautstarke, kämpferische, entschlossene Demonstration.
Nach den Brandanschlägen in Mölln und Solingen haben wir unsere Trauer und unsere Schmerzen in Zorn und Widerstand gewandelt. Wir haben nicht allein zu Hause Klagelieder angestimmt, sind nicht in Trauerritualen versunken. Wir haben kämpferische Großdemonstrationen organisiert und bei den Demos keine pastorale und versöhnliche Reden gehalten, sondern unsere Wut und unseren Zorn lautstark auf die Straße getragen. Wir haben Streiks organisiert..
SELBSORGANISIERTER WIDERSTAND bedeutete heute – wie vor fast 30 Jahren- über das Gewöhnliche hinaus zu gehen! Selbstorganisierung und Selbstverteidigung gegen Rassismus bedeutet, die antirassistischen Streiks zu organisieren, in den Schulen, Kitas, Unis und in den Vierteln. In den Fabriken und von Migrant_innen geführte Geschäfte und Läden im Bereich der Gastronomie und sonstige können streiken.
All das, was in den 90er Jahren möglich war, ist auch heute möglich, wenn wir es nur wollen.
Nach den Demonstrationen am Samstag in Hamburg und Hanau haben wir Zeit DEN TAG DES STREIKS zu ORGANISIERN!!!
Lass uns den kommenden Montag, den 24.02.20 oder einen anderen Tag (nächste Woche) als TAG DES STREIKS erklären und die Notwendige Aufruf dafür schreiben
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