Am 15.11. haben sich über 550 Menschen am Pinneberger Bahnhof gesammelt um an unser Demonstration unter den Motto: „Solidarität mit der jüdischen Gemeinde und allen anderen Betroffenen rechter Gewalt“ teilzunehmen. Hier der Redebeitrag:
Wir haben uns heute unter dem Motto “Solidarität mit der jüdischen Gemeinde und allen anderen Betroffenen von rechter Gewalt” versammelt.
Wieder einmal wurde die jüdische Gemeinde in Pinneberg angegriffen! In der Nacht vom 9.auf den 10. November haben Neonazis die Scheibe der Eingangstür der jüdischen Gemeinde beschädigt. Ausgerechnet in der Nacht in der sich die Novemberpogrome von 1938 zum 75. mal jährten.
Auch im Kreis Pinneberg kam es 1938 zu Pogromen gegen über Menschen jüdischen Glaubens, in Elmshorn brannte in dieser Nacht die Synagoge nieder. Hier für musste sich nie jemand vor der Justiz verantworten.
Der Angriff in Pinneberg ist nicht der einzige am 75. Jahrestag der Reichspogromnacht. Auch in NRW gab es Übergriffe auf Gedenkstätten, in Österreich wurde eine Synagoge in Salzburg angegriffen und in Wien eine Gedenktafel von Nazis geschändet.
Die Gemeinde in Pinneberg wurde schon mehr Mals von Nazis angegriffen, 2008 haben Nazis einen Stein durch eine Scheibe in den Gebetsraum geworfen und 2010 wurde ein Auto eines Gemeindemitgliedes vor der Synagoge mit einem Hakenkreuz beschmiert.
Diese Angriffe stehen nicht alleine für eine Aktive Neonazi-Szene in Pinneberg. So gab und gibt es leider noch viele weitere Übergriffe durch Nazis.
Auf Grund von rassistischen Beweggründen wurde Anfang des Jahres eine Familie am Pinneberger Bahnhof von Nazis angegriffen und verletzt. Beim Büro der Grünen in Pinneberg wurde eine Scheibe eingeschlagen, weil dahinter Plakate die zum aktiven Handeln gegen Nazis und Rassismus aufgerufen haben hingen. In Elmshorn wurden Menschen im sog. Punkerhaus auf Grund ihres nicht in das Weltbild von Nazis passende Erscheinungsbild angegriffen und verletzt. Und das sind nur die Vorfälle die uns bekannt geworden sind im Kreis Pinneberg aus diesem Jahr.
Bundesweit betrachtet gibt es regelmäßig angriffen auf Grund von Rassistischen oder Antisemitischen Vorurteilen.
Diese Vorurteile die aus der Gesellschaft befeuert werden und auf rassistische Ressentiments beruhen werden auch vom Staat weiter befeuert. So kann man, auf Grund von Pressemitteilungen aus dem Innenministerium, hier in der Regionalen Presse lesen, das es für das Jahr 2012 angeblich viel mehr Asylanträge gibt als es sonst gab, wenn man sich dann genauer mit solchen Zahlen beschäftigt kann man sehen das es sich um 32 Menschen handelt die hier her geflüchtet sind und jetzt angeblich ein Problem seien. Genau auf solch rassistische Hetze versucht die NPD aufzuspringen. Seit dem Sommer hetzt die NPD in Berlin Hellersdorf, gegen ein Asylheim unter Beteiligung von Rassistischen Anwohner_innen. Auf der gleichen schiene hetzen Nazis in Duisburg gegen ein Haus welches von Sinti und Roma bewohnt wird. In Schneeberg in Sachsen schafft es die NPD einen Mob von 1800 Rassistinnen und Nazis auf die Straße zu bringen. Die letzte Konsequenz dieser Hetze endet in Angriffen, auf Menschen die nicht in das Weltbild der Nazis passen wie dieses Jahr im Frühjahr am Pinneberger Bahnhof, oder Brandanschläge wie von vor 21. Jahren in Mölln , wo morgen übrigens eine Gedenkdemo statt findet. Oder wie der Mord im Sommer diesen Jahres durch Neonazis im Allgäu, wo ein 34 Jähriger Mann aufgrund von rassistischen Motiven erschlagen wurde.
Wenn sich der Kreispräsident Burkhard Tiemann jetzt nach dem Anschlag auf die Jüdische Gemeinde mit den Worten: „Rassismus und Antisemitismus haben in unserer Zeit nichts zu suchen. Der Anschlag – ausgerechnet an diesem Tag – bestärkt mich darin, am jährlichen Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus festzuhalten. Gleichzeitig gilt es, solches Handeln auf das Schärfste zu ächten. Auch nach 75 Jahre ist die Gefahr des verabscheuungswürdigen braunen Gedankenguts nicht gebannt.“ an die Presse wendet, hat er sicher Recht. Vielleicht kann er aber auch angesichts dieser Erkenntnis unsere Intervention in die Ausstellung des antisemitischen Künstlers A. Paul Webers, die Anfang dieses Jahres, ohne auf das Gedankengut des Künstlers einzugehen in der Drostei stattfand, besser nachvollziehen.
Anfang der 90 er Jahre wurde in einer offenen rassistischen Stimmung der Gesellschaft und vor dem Hintergrund rassistischer Hetze der Politik zahlreiche Anschläge auf Wohnhäuser von Migrant_innen verübt, bei den mehrere Menschen auf grausame Weise getötet wurden.
Aktuell erleben wir neben den offenen Attacken von Neonazis hier und Deutschland weit immer mehr rassistische Stimmungsmache in Politik und Öffentlichkeit.
Diese zustände betreffen uns alle, wir dürfen sie nicht zum Alltag werden lassen! Angriffe von Neonazis und anderen Rassist_innen sind immer auch ein Angriff auf eine freie Gesellschaft.
Genau dort müssen wir auch unser eigenes versagen offen Eingestehen und das nicht erst seit dem bekannt werden des Nationalsozialistischen Untergrunds. Im September 2007 meldeten die bundesweite Presse, das nicht weit von hier, in Rellingen ein Bombenanschlag auf das Apfelfest geplant war. Die zwei Jugendlichen wurden schnell als Spinner dargestellt. Diese zwei die den Anschlag planten gehörten mit zu einer Gruppe von Neonazis die regelmäßig am Bahnhof in Pinneberg abhingen. Aus dieser Gruppe wurde später die sog. Jugend für Pinneberg eine NPD nahe Jugendgruppe. Andere radikalisierten sich weiter und können heute mit zur der Weißen Wölfe Terrorcrew gezählt werden. Ein Zusammenschluss von mehreren Neonazis aus Norddeutschland mit Verbindungen bis in die Schweiz. Gegen teile dieser Gruppe wird u.a. wegen geplante Anschläge gegen Israelische Botschaften ermittelt.
Am 9. November wurde jetzt die Jüdische Gemeinde Pinneberg angegriffen Wir werden diese Attacke nicht unbeantwortet lassen und die Nazis bei ihrem Handeln offensiv entgegentreten.Wenngleich diese Attacken nur Einige treffen, so gelten sie doch uns Allen und müssen dementsprechend gemeinsam beantwortet werden!
Gemeinsam gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus vorgehen!