Im Sommer 2017 sind wir zu Tausenden international in Hamburg zusammengekommen und haben gegen den G20 Gipfel demonstriert. Nicht die offizielle Gipfelinszenierung, sondern die Proteste dagegen haben die Bilder bestimmt. Unsere Vielfältigkeit und Entschlossenheit haben es im Juli geschafft, die Propagandaveranstaltung nachhaltig zu behindern. Das ist auch gelungen, weil unterschiedlichste Gruppen und Zusammenhänge spektrenübergreifend ein gemeinsames Ziel verfolgt haben.
Wir wollen rund um den „Tag der politischen Gefangenen“ ein solidarisches Zeichen gegen Repression setzen. Mit der Demonstration werden wir zeigen, dass das staatliche Kalkül von Kriminalisierung, Einschüchterung und Spaltung scheitern wird.
Die Gipfeltage waren für uns nicht nur Momente des Kennenlernens und des erfolgreichen Widerstands, sondern auch eine konsequente Zuspitzung staatlicher Repression. Vor und während des Gipfel agierte die Polizei völlig losgelöst mit großflächigen Demonstrationsverbotszonen, Campverboten und gewalttätigen Angriffen. Doch die Repression wird weiterhin fortgesetzt: lange Untersuchungshaft, Hausdurchsuchungen und öffentliche Denunziationsaufrufe.
Autoritäre Formierung
Vor dem Hintergrund der derzeitigen weltweiten autoritären Formierung von Staat und Gesellschaft findet auch in Deutschland ein Rechtsruck und eine weitere Militarisierung der Polizei statt. In diesem Kontext ist auch die im Mai 2017 vom Bundestag beschlossene Verschärfung des sogenannten Widerstands- und Landfriedensbruch-Paragrafen zu betrachten. Im Hinblick auf den wenige Monate später stattfindenden G20 Gipfel in Hamburg sollte das Signal ausgesendet werden: Wer den staatlich legitimierten Protestrahmen verlässt, hat mit drastischen Strafen zu rechnen.
Doch die nach dem Gipfel verhängten hohen Haftstrafen lassen sich nicht allein auf die Verschärfung zurückführen. In einer Vielzahl der Urteile mit hohem Strafmaß zielt die Justiz vor allem auf die Abschreckung widerständigen Verhaltens anderer ab.
Die verschiedenen Repressionsmaßnahmen der vergangenen Monate haben offenbart, dass für Politik und Repressionsorgane das Feindbild „links“ steht. Es wird versucht, uns als antagonistische Bewegung in Angst zu versetzen. In eine Angst, die uns daran hindern soll, sich zu organisieren und widerständig gegen die herrschenden Verhältnisse zu agieren. Die Repression gegen linke Bewegungen hat in Deutschland Tradition. Zum Beispiel jährt sich dieses Jahr zum 25. Mal das PKK-Verbot, das auf Grundlage des §129b immer wieder Aktivist*innen hinter Gittern bringt.
Der Ausbau des modernen Sicherheitsstaates ist auch eine Reaktion auf die weltweite Zuspitzung sozialer Konflikte. Angefacht durch die erzwungene Öffnung von weniger entwickelten Märkten durch und für die führenden Industrienationen, treiben eskalierende Verteilungskonflikte und Kriege immer mehr Menschen in die, oft tödliche, Flucht.
Aber auch im Inneren spitzt sich die Ungleichheit zu. Der Kapitalismus ist nicht mehr gewillt, eine minimale Gewinnbeteiligung der Lohnabhängigen aufrecht zu erhalten. Menschen, die für das ökonomische System nicht zu gebrauchen sind, werden, wenn überhaupt, mit Almosen abgespeist. Die sozialen Komponenten des bürgerlichen Staates werden vielmehr gegen die Leitgedanken einer offensichtlichen autoritären Formierung ausgetauscht, deren Inhalte von großen Teilen der Gesellschaft weitreichend bereitwillig akzeptiert und verinnerlicht werden.
Lassen wir uns nicht einschüchtern
Wir kommen nicht um uns zu beschweren. Denn wo immer die herrschenden Verhältnisse in Frage gestellt werden, wird staatliche Repression die Antwort sein. Wir werden dennoch weiter auf vielfältige Weise dafür kämpfen, dass alle unsere Genoss*innen wieder mit uns auf der Straße sein werden.
Unser Ziel ist die einer solidarischen, selbstbestimmten, staats- und geschlechterbefreiten Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Lokal und global, solidarisch und kollektiv wollen wir den schrecklichen Verhältnissen unseren Widerstand entgegensetzen.
Das Streben nach einem anderen Leben, hat uns als Bewegung in all ihrer Breite gegen die G20 aktiv werden lassen. Wir haben uns dabei die Protestformen nicht vorschreiben lassen, sondern selbst gewählt. Lassen wir die in diesem Zusammenhang einsetzende Repression seitens des Staates ins Leere laufen, indem wir uns weder spalten noch isolieren lassen.
Lasst uns ein Zeichen für eine solidarische Perspektive setzen, organisieren wir uns und setzen der Repression gemeinsam etwas entgegen: ob im Gerichtssaal, im Kontakt mit den Gefangenen und Verurteilten, im Organisieren von (Soli-)Veranstaltungen oder auf der Straße.
Getroffen hat es einige, gemeint sind wir alle! Freiheit für alle G20-Gefangenen! Freiheit für alle Gefangenen!
Kommt nach Hamburg zur Antirepressionsdemo am 17.03.2018 um 14.00 Uhr, Gänsemarkt.
United we stand!
Call for the demonstration against NoG20 repression & the formation of Authoritarianism on March 17, 2018 in Hamburg
In the summer of 2017 we came together by the thousands in Hamburg and protested against the G20 summit. Not the official orchestration of the summit, but the protests against the summit dominated the images. Our diversity and determination managed to cumber the propaganda eventin July. That was also successful because differing groups and initiatives worked together on a common goal.
We want to set a solidary sign against repression around the “day for political prisoners”. With the demonstration we will show that the calculations of criminalization, intimidation and division by the state will fail.
For us the summit days were not just moments to learn to know each other and succesful resistance. but also a consequent aggravation of state repression. Before and during the summit the police acted completely detached with large-scale ban zones for demonstrations, bans for camps and violent attacks. Still the repression continues: long pre-trial imprisonment, raids and public calls for denunciation.
Formation of Authoritarianism
In the setting of the current worldwide authoritarian formation by states and societies, a a shift to the right and a further militarization of the police also takes place in Germany. In this context we have to regard the decided aggravation of the so-called “resistance” and “breach of public peace” paragraph by German parliament in May 2017. With the G20 summit that took place a few months later, they wanted to send the message; Who leaves the protest framework which is authorized by the state, can count on drastic punishment.
But the convictions to high prison sentences are not only the result of the aggravation of these paragraphs. In many verdicts with a high penalty the goal of the judiciary is to deterrent refractory behaviour of others.
The various repressive measures in the past months showed that the enemy image of politicians and the institutions of repression is on the left side. They try to stagger us in fear as an antagonistic movement. In a fear that should prevent us to organize ourselves and to resist against the ruling conditions. Repression against leftwing movements has a tradition in Germany. For example the ban against the PKK has it’s 25th anniversary this year. Because of this ban activists are being imprisoned again and again on the basis of §129b.
The upgrade of the modern security state is also a reaction on the worldwide culmination of social conflicts. Fanned because of the forced opening of less developed markets by the leading industrial states more and more people are forced to flee, which often ends deadly, because of escalating distribution conflicts and wars.
But inside the industrial nations the inequality also is getting worse. Capitalism is no longer willing to hold up a minimal share in profits for people depending on wages. People who are not useful for the economical system are, when they get anything at all, getting fobbed with alms. The social components of the civil state are rather more replaced by the guiding idea of an obviously authoritarian formation. The content of this authoritarian formation are willingly accepted and internalized by large parts of society
Let us not be intimidated
We are not coming to complain. Because wherever the ruling conditons are questioned, the answer will be state repression. However we will continue to fight in many different ways until our comrades will be with us on the streets again.
Our goal is a solidary, self-determined, stateless and gender liberated society without exploitation and oppression. Locally and globally, solidary and collectivly we want to resist against the horrible conditions.
The aspiration for another life has activated us against the G20 as a movement in all its breadth. We didn’t let them to dictate us the forms of protests but chosen ourselves. In this context; Let us thwart state repression by neither letting them to divide us, nor let them isolate us.
Let us set a sign for a solidary perspective, let’s organize ourselves and set a mark against repression together; wether in the courtroom, in contact with the prisoners and convicted, by organizing (solidarity) events or on the streets.
It struck some of us, but they meant us all! Freedom for all G20 prisoners! Freedom for all prisoners!
Come to Hamburg to the anti-repression demo at March 17, 2018 at 02:00pm (14:00), Gänsemarkt (Gaensemarkt).
United we stand!