Antifaschistische Demonstration am 11.April in Pinneberg

An der Demonstration „Kein Nazitreff in Pinneberg“ am Donnerstag den 11.04.2013 nahmen über 150 Menschen Teil. Gerade im Angesicht der bevorstehenden Kommunalwahlen freut es uns sehr, dass an einem Wochentag, so viele Leute in Pinneberg gegen Nazistrukturen auf die Straße gingen. Durch die Zwischenkundgebung vor dem Rondo haben wir ein deutliches Zeichen dafür gesetzt, dass Nazis in Pinneberg nicht toleriert werden. Ein weiterer Erfolg ist es für uns, dass wir mit der Demonstration den Stammtisch der NPD verhindert haben. Wir begreifen die Demonstration als Auftakt, gegen den kommenden Kommunalwahlkampf der NPD.
Redebeitrag: Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg

Jetzt befinden wir uns vor dem Rondo, dem Lokal in dem sich über 3 Jahre die Neonazis des Kreis Pinnebergs getroffen und organisiert haben. Es ist leider nichts neues, dass sich im Kreis Pinneberg Nazis treffen und organisieren. Schon in den 70er Jahren gab es aktive alte und neue Nazis im Kreis Pinneberg. So berichteten die lokalen Medien schon damals von Wehrsportübungen in Pinneberg auf einem Schulgelände. Auch der Gründer der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/ Nationaler Aktivisten“ kurz ANS/NA Michael Kühne wohnte für einige Zeit hier in Pinneberg. Hier wurde aus seinem Umfeld 1983 ein ANS/NA Ortsgruppe gegründet. Schon damals wurde ersichtlich, dass allein staatliche Verbote wenig gegen Neonazis bringen, denn nach dem Verbort der ANS/NA, auch 1983, gingen deren Kader in die im selben Jahr gegründeten FAP Ortsgruppe Pinneberg über. Diese hatten bis 1995 ihren Treffpunkt in Halstenbek, ab 1991 diente der Treffpunkt als Bundesgeschäftsstelle der FAP. In dieser Zeit waren die Mitglieder der FAP für unzählige Übergriffe im Kreis Pinneberg verantwortlich. Dieses wurde von staatlichen Sicherheitsorganen und Politik als „Streit unter Jugendlichen“ abgetan. Im Zuge der „Nationalistischen Welle“, in Folge der Wiedervereinigung nahmen die Übergriffe zu. So verübten zum Beispiel Neonazis schon 1991 in Wedel einen Brandanschlag gegen ein Asylbewerberheim. Zum Glück hatte der Anschlag nicht solche verheerenden Folgen wie etwa in Solingen oder Mölln. Aufgrund der Vielzahl der Naziaktivitäten, entwickelte sich auch langsam stärker werdender antifaschistischer Widerstand, gegen die Nazis und deren Treffpunkte. So gab es wöchentliche antifaschistische Kundgebungen in Krupunder vor der Bundesgeschäftsstelle der FAP, sowie ein Großdemonstration, die von 1500 Menschen besucht wurde. Anfang 1995 wurde die FAP verboten. In den Folgejahren organisierten die Nazis sich verstärkt in sog. „Freien Kameradschaften“, wie der „Kameradschaft Pinneberg“ und der „Kameradschaft Elbmarsch“. Die zunehmend militanter werdende „Kameradschaft Pinneberg“ organisierte sich im „Blood and Honor-Netzwerk“ und nannte sich fortan „Combat 18-Pinneberg“. Das internationale „Blood and Honor-Netzwerk“ veranstaltet Rechtsrock Konzerte, ist in Waffengeschäfte verwickelt und propagiert und organisiert rechten Terror. Aus diesem Umfeld kommt auch das rechts terroristische NSU-Netzwerk, von dem es auch Verbindungen nach Quickborn gab. Von den Pinneberger Kameradschaften wurden Anschläge auf den Pinneberger Zeitungsverlag verübt, zum Mord an einem antifaschistischen Gewerkschafter aufgerufen, einen Togolesen fast zu Tode geprügelt und ein jüdischer Friedhof wurde verwüstet. 2003 fanden in Schleswig-Holstein und Hamburg etwa 50 Razzien gegen „Combat 18“ und Unterstützer statt, bei denen unter anderem Schusswaffen sichergestellt wurden. Das Verfahren endete in Flensburg mit Bewährungs- und Geldstrafen für die Hauptangeklagten.
Kurz vor der Landtagswahl 2005 nahmen die Naziaktivitäten wieder zu. Um diesen Aktivitäten entgegen zu wirken, wollten Jugendliche von hier ein Konzert organisieren. Dieses wurde aber durch Auflagen der Behörden verunmöglicht. Um Nazis offensiv entgegen zu treten wurde am 1.3.2008 eine antifaschistische Demonstration organisiert. Vor der Demo behauptete die Polizei, dass es keine örtlichen Nazistrukturen gäbe. Nach der Demo schrieb jedoch die Kieler Zeitung: „Die Beamten zeigten sich daher erstaunt über die Demonstration. Dass die Protestierer aber keinen Gespenst hinterher jagten, zeigte sich während des zweistündigen Demonstrationszuges durch die Pinneberger Innenstadt. Mehrmals kam es zu Provokationen von Rechtsradikalen.“ Im nächsten Jahr kam es dann zum mittlerweile größten Naziaufmarsch Norddeutschlands, dem sog. „Tag der Deutschen Zukunft“, der dieses Jahr am 01 Juni in Wolfsburg stattfinden soll. Ca. 4000 Demonstrantinnen und Demonstranten versuchten diesen zu verhindern. Auch für die rechte Erlebniswelt gibt es immer wieder ein Angebot. So fand 2010 in Bönningstedt und Ende 2012 im „One-Elmshorn“, jeweils ein Konzert der Nazihool-Band „Hungrige Wölfe Kategorie C“ statt. Auch konnte die rechte Band Frei.Wild am 30.10.2011 in Pinneberg vor etwa 1000 Leuten auf dem Gelände der Wasserskianlage spielen.
Vielseitiger und offensive antifaschistische Aktionen machen es möglich Nazis zurückzudrängen. So erinnern wir uns noch gerne an den im September 2012 komplett verhinderten Infostand der NPD in Elmshorn. Als weiteren Erfolg können wir jetzt verbuchen, dass sich die Nazis auch hier im Rondo nicht mehr treffen können. So fehlt der NPD ein Ort um ihre Aktivitäten zu planen und sich zu vernetzen. Daran gilt es anzuknüpfen und weiter gemeinsam offensiv gegen Nazis vorzugehen, ob hier in Pinneberg gegen den Kommunalwahlkampf der NPD, in Neumünster gegen „Club 88“ und „Titanic“, in Lägerdorf gegen den Naziladen „Böhm Streetwear“ oder gegen „PLS-Werkzeuge“, den seit 2012 existierenden Naziladen in Kiel. Gemeinsam gegen Nazis vorgehen, immer und überall!!