Der Landesverband der „Jungen Alternative“ (JA) Schleswig-Holstein gründete sich am 29. August 2014. In Schleswig-Holstein gibt es derzeit drei Regionalverbände. Die Mitglieder der Verbände treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen Aktivitäten. Beispiele sind hier die Teilnahme am „Volkstrauertag“, Gemeinschaftsabende, Wanderungen und Kampfsporttrainings. Dass bei der „Jungen Alternative“ nicht nur für den Straßenkampf trainiert wird, sondern es aus den Reihen der AfD zu schwersten Gewalttaten kommt, bei denen auch mit dem Tod des politischen Gegners gerechnet werden muss, zeigte sich besonders am 17.10.2020, als Melvin Schwede, zum Tatzeitpunkt AfD-Mitglied, in Henstedt-Ulzburg mit einem Auto Jagd auf Antifaschist*innen amachte und vier von ihnen verletzte. Aber auch Angriffe aus Kundgebungen, wie beispielsweise bei Infoständen gegen Antifaschist*innen sind keine Seltenheit. Im folgenden werden die Regionalverbände und ihre Mitglieder vorgestellt. Es werden Neuzugänge benannt sowie Aktivitäten bereits bekannter Mitglieder im IB-Tarnorganisation „Nordfeuer“ aufgedeckt.
Schon seit Gründung des Landesverbandes der JA bekleidet der Neonazi Leif Kulina aus Büchen die Position des Vorsitzenden. Kulina bewegte sich schon
Ragnar Meyer, Jonas Schultz, Leif Kulina (Quelle: Pixelarchiv)
viele Jahre vor seinem Eintritt in die JA in neonazistischen Gruppierungen. 2014 beteiligte er sich beispielsweise an Aktionen des mittlerweile aufgelösten, extrem rechten „Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn“ (ABLS) und der NPD. Öffentlich posierte er mit weiteren Neonazis hinter einer Reichsflagge. In den Jahren 2015 und 2016 nahm er an Wanderungen der organisierten Neonaziszene teil. Am 17. Juli 2017 beteiligte sich Kulina an einer Demonstration der faschistischen „Identitären Bewegung” (IB) in Berlin, auf der der österreichische Kopf der „Identitären Bewegung“ Martin Sellner sprach. Neben dem von Leif Kulina angeführten Landesverbandes, unterstützt von Anton Jeschke (stellv. Landesvorsitzender), Dennis Kelting (Schatzmeister) und Thomas Herrig (Beisitzer), ist der Landesverband in folgende Regionalverbände untergliedert: Südholstein (u.a. Lübeck, Neumünster, Segeberg, Ostholstein, Stormarn und Herzogtum Lauenburg), Westküste (u.a. Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg) und Ostküste (u.a. Flensburg, Schleswig, Rendsburg- Eckernförde, Plön und Kiel).
WESTKÜSTE
Der Regionalverband Westküste, wird von Lena Mareike Schmunzler aus Wrohm (Dithmarschen) geleitet. Lena Mareike Schmunzler ist über Schleswig-Holstein hinaus bekannt durch ihre Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen. Im Frühjahr 2024 entwickelte der Verband vor allem in Heide (Holstein) einige Aktivitäten, u.a. mit Infoständen und der Ankündigung eines „Ball der Patrioten“ in Nordhastedt (Der Fall der Patrioten). Nach dem der „Ball der Patrioten“ in Nordhastedt zu internen
Dennis Schulz, Lena Mareike Schmunzler (Quelle: Pixelarchiv)
Dennis Schulz, Lena Mareike Schmunzler (Quelle: Pixelarchiv)
Streitereien bei der AfD führte, fand er nicht in Nordhastedt statt, sondern wurde klandestin nach Schleswig verschoben. Nach dem gefloppten Ball gab es keine weiteren nennenswerten Aktionen vom Westküste Regionalverband. Festzuhalten bleibt, die Streitigkeiten rund um den Ball, führten u.a. dazu, dass Lena Mareike Schmunzler und Dennis Schulz aus der AfD-Fraktion in Dithmarschen ausgeschlossen wurden. Lena Mareike Schmunzler nimmt an zahlreichen Parteiveranstaltungen teil, so zum Beispiel am Treffen des Kreisverbandes Pinneberg im „Sellhorns Gasthof“ in Tangstedt, bei dem Geld für den JA Westküste-Verband gesammelt wurde. Von ihr wird nicht nur das Geld von Parteiveranstaltungen des Regionalverbandes Westküste gesammelt, auch die Karten zum „Ball der Patrioten“ wurden über eine Bankverbindung bei der VR Bank Westküste eG von ihr abgewickelt (Hierüber finanziert die Rechte ihren Infokrieg). Trotz der internen Streitigkeiten werden auch weiterhin Veranstaltungen in der Gaststätte „Zum Alten Bahnhof“ in Nordhastedt von ihr besucht.
SÜDHOLSTEIN
Der Regionalverband Südholstein wurde am 09. September 2023 in der „Restaurant und Weinwirtschaft Florian Ritzki“ in Bad Segeberg gegründet und von Gründung bis Mitte 2024 von Ragnar Meyer aus Grabau geleitet. Meyer ist durch die Teilnahme an zahlreichen Demonstrationen aus dem extrem rechten Spektrum bekannt, so beispielsweise 2018 und 2019 von
Ragnar Meyer (Quelle: Pixelarchiv)
„Merkel muss weg“ Kundgebungen in Hamburg. Während der akuten Phase der Corona-Pandemie erlangte er überregionale Aufmerksamkeit, da er zum Umfeld einer Gruppe um den Neonazi Marcel Jacobs aus Hamburg gehörte, die gezielt unliebsame Pressevertreter*innen in Berlin angegriffen hat. In Hamburg lief die Gruppe um Meyer im Januar 2022 auf einer rechten Corona-Demo nicht zufällig mit NPD Mitgliedern im Block, so präsentierte sich Meyer dort mit Schlaghandschuhen und einem Schlauchschal der neonazistischen Kampagne „Gegengift“ (NPD-nahe Impfgegner gegen den „Great Reset“).
Am 20. Februar 2024 beteiligte sich Meyer zusammen mit David Rathje aus Reinfeld, der ebenfalls an JA-Aktivitäten teilnimmt, am „Ausbruch 60-Gedenkmarsch“ in Ungarn. Dieser glorifiziert die Waffen-SS, die Wehrmacht und deren ungarische Kollaborateure. Abseits von rechten Aktivitäten trifft man Ragnar Meyer im Steigenberger Hotel Treudelberg in Hamburg.
Im Juli 2024 wurde in der Lokalität „Restaurant und Weinwirtschaft Florian Ritzki“ in Bad Segeberg ein neuer Vorstand gewählt. Den Vorstand bekleidet nun Jasper Griebel aus Ahrensburg. Die Funktion des 1. Stellvertreters hat nun Tim Ackermann aus Neustadt in Holstein inne, Samantha Josephine Flak aus Kaltenkirchen wurde als 2. Stellvertreterin gewählt.
Jasper Griebel (Quelle: Pixelarchiv)
Jasper Griebel ist Sportschütze in einem Verein und hat somit Zugang zu Waffen. Selber ist er im Besitz einer Schreckschuss- bzw. Gaspistole, die er auch einsetzt. Im Jahr 2020 schoss er während einer organisierten Aufkleber-Aktion mit einer Schreckschuss-, bzw. Gaspistole aus kurzer Distanz auf eine Gruppe Antifaschist*innen. Nur durch Zufall und Glück wurde niemand verletzt. Mit Ragnar Meyer beteiligte er sich 2018 und 2019 an den rassistischen „Merkel muss weg“ – und „Michel wach auf“ – Kundgebungen in Hamburg. Griebel ist neben seiner Tätigkeit für die „Junge Alternative“ auch als stellvertretender Vorsitzender des AfD Kreis Stormarn aktiv.
Tim Ackermann (Quelle: Pixelarchiv)
Tim Ackermann trat bei der Kommunalwahl 2023 in Schleswig-Holstein in Ostholstein im Wahlkreis 16 als Kandidat für die AfD an. Auch sonst beteiligt er sich an zahlreichen Aktivitäten der AfD und „Jungen Alternative“ in Schleswig-Holstein und darüber hinaus. Bei dem extrem rechten Event „Tag des Vorfelds“ in Neumünster am 20. Juli 2024, veranstaltet von der AfD Schleswig-Holstein, trat Ackermann in einem Shirt der extrem rechten Marke „Peripetie“ auf.
Samantha Josephine Flak, Julian Flak (Quelle: Pixelarchiv)
Samantha Josephine Flak, geborene Kienhorst engagierte sich in der AfD Niedersachsen und war dort u.a. im AfD Kreisverband Ems-Vechte aktiv. Bei der Gemeindewahl am 12.09.2021 zog sie mit 2,58% (320 Stimmen) in den Gemeinderat und Samtgemeinderat in Neuenhaus ein. Mit dem Umzug zu Julian Flak nach Kaltenkirchen in den Kreis Segeberg verließ Samantha Josephine Flak den Rat wieder und nahm ihre Aktivitäte in Schleswig-Holstein auf.
Bei den Kommunalwahlen 2023 in Schleswig-Holstein wurde sie nach Julian Flak, Jörg Nobis, Sven Wendorf, Anton Jeschke auf Platz fünf der Listenplätze des AfD Kreisverband Segeberg gewählt. Samantha Josephine Flak ist auf zahlreichen Social-Media-Plattformen unterwegs, auf denen sie sich nicht scheut ihre Begeisterung für die verbotene SA-Parole „Alles für Deutschland“ mitzuteilen. Bei Facebook wird von ihr die Unabhängigkeit des Thüringer Verfassungsgerichts und damit die Gewaltenteilung der Bundesrepublik infrage gestellt. Sie postet hier zudem eine Liste der Thüringer Verfassungsrichter*innen und den Hinweis, welche Parteien die Richter vorgeschlagen haben oder welcher sie angehören, was deren Abhängigkeit beweisen soll. Über ihre Social-Media Kanäle verbreitet sie fleißig AfD-Propaganda, wie die neuesten rassistischen KI-generierten Videos und Tassen mit der Aufschrift „Remigration“. Neben zahlreichen politischen Posts finden sich immer wieder Bilder ihrer neuen farbenfrohen Fingernägel, die sie sich regelmäßig im Herold-Center bei „Landy Nails“ in Norderstedt machen lässt.
Lasse Schneider (Quelle: Pixelarchiv)
Auch der Polizistensohn Lasse Schneider aus Bad Oldesloe ist ein fester Bestandteil des Regionalverbandes Südholstein. In Bad Oldesloe brüstet er sich damit, Kontakt zu dem bundesweit bekannten Neonazi und Totschläger Bernd Tödter aus Bad Segeberg zu haben. Schneider ist verantwortlich für einen Böller Angriff auf das Jugendzentrum „Inihaus“ in Bad Oldesloe und verbreitet regelmäßig zahlreiche extrem Rechte Aufkleber im Stadtbild. Bei dem „Tag des Vorfelds“ am 20. Juli 2024 in Neumünster trat er bewaffnet mit Pfefferspray auf. Seit geraumer Zeit lässt er sich Post zur „Hamburger Burschenschaft Germania“ schicken.
Den recht aktiven Mitgliedern des Regionalverbandes gelang es im Verlauf des letzten Jahres Neuzugänge zu gewinnen. Am 25. November 2024 veröffentlicht die JA Südholstein ein Foto bei Instagram aus dem „Deutschen Panzermuseum Munster“. Neben Tim Ackermann und Jasper Griebel ist auch Neuzugang Fabian Ulrich auf dem Bild zu erkennen, er arbeitet aktuell als Geselle bei der „GST GmbH Grimm Straßen- und Tiefbau Gesellschaft“, wo er auch seine Ausbildung absolvierte.
Tim Ackermann, Fabian Ulrich (Quelle: Pixelarchiv)
Auch weitere neue Gesichter wie Yannick Luca Zilian aus Ratekau und Marvin Sönke Schulz nahmen an dem Ausflug teil. Fabian Ulrich beteiligte sich zudem am 2. November am Landesparteitag der AfD in Henstedt-Ulzburg. Wie auch Jonas Schultz der bei der „SHL Holzbau GmbH“ in Lauenburg arbeitet und bereits im August 2024 zum Wahlkampf nach Brandenburg reiste und sich dort in Reihen der Parteijugend mit einem Transparent mit der Aufschrift „Remigration wählen“ präsentierte.
OSTKÜSTE
Der Regionalverband Ostküste ist der jüngste der drei Verbände. Erst im Januar 2024 wurde er offiziell in der Landesgeschäftsstelle der AfD in Kiel gegründet. Nachdem der ehemalige Vorsitzende Janosch Karker sein Amt niederlegte, wurde am 8. September 2024 Darwin Plüschau zum neuen Vorsitzenden gewählt. Weitere Akteure im Reginonalverband sind Max-Lucca Kaliebe, Pepe Christel, Matti Teuchert, Jonas Grumser und Leif Lasse Risch.
Selbstdarstellung: Jonas Grumser lachend am Holocaust Denkmal in Berlin, Quelle: Facebook Januar 2024
Neben der üblichen Parteiarbeit, wie das Abhalten von Infoständen im Wahlkampf, organisierte der Verband mehrere Wanderungen und einen Liederabend. An diesen Aktivitäten beteiligten sich auch die anderen Regionalverbände. So nahm auch Ragnar Meyer (RV Südholstein) an dem Liederabend teil. Zu dem dort dargebotenen Liedgut gehörten zum Beispiel „Ein Heller und ein Batzen“ und „Wenn alle untreu werden“, welches zu den bekannten Liedern der Wehrmacht und Waffen-SS zählte. Das Lied „Wenn alle untreu werden“ findet sich im SS-Liederbuch mit schwarzen Einband nach dem Deutschlandlied und dem Horst-Wessel-Lied an dritter Stelle. Nach einer Wanderung gaben Janosch Karker und Darwin Plüschau dem „Freilich Magazin“ ein Interview. Das Magazin steht der österreichischen Rechtsaußenpartei FPÖ und der „ldentitären Bewegung“ nahe.
Matti Teuchert nahm nicht nur an zahlreichen Parteiveranstaltungen und Wahlkampfständen, wie zum Beispiel in Hohenwestedt und Eckernförde teil, sondern war auch als Referent für die AfD am Gymnasium Wellingdorf in Kiel.
Max-Lucca Kaliebe (Quelle: Pixelarchiv)
Max-Lucca Kaliebe aus Tüttendorf beteiligt sich rege an Veranstaltungen rund um die AfD. Ob „Ball der Patrioten“, Wanderungen, Liederabende, der „Tag des Vorfelds“ in Neumünster oder der abgebrochene Vortrag von Neonazi Daniel Fiß in Schwerin. Der Rostocker Fiß hatte nach seiner Mitgliedschaft bei der Jugendorganisation der NPD, die „Identitäre Bewegung“ aufgebaut und ist heute auch immer wieder für die AfD tätig. Auch eine Reise nach Dänemark unternahm Kaliebe zusammen mit Jonas Grumser aus Flensburg. Dort besuchten beide im September den Parteitag der „Nye BorgerliTarnge“, eine dänische extrem rechte Partei, die 2015 gegründet und von Martin Henriksen angeführt wird. Mit 3 Mitgliedern der Parteijugend „Nye Borgerliges Ungdom“ kletterten sie auf ein Dach einer Moschee, entzündeten dort roten Rauch und zeigten ein Banner mit der Aufschrift „Danmark er vores“ (Dänemark gehört uns). Der gelernte Maler und Lackierer Jonas Grumser ist in Flensburg aus der Auto-Tuning-Szene und dort für seinen Nissan Skyline (FL NR–33) bekannt.
Leif Lasse Risch aus Kiel kommt aus der „Identitären Bewegung“. Er beteiligte sich unter anderem am 19.05.2017 in Berlin an dem Versuch mit 57 weiteren Neonazis der „Identitären Bewegung“ das Bundesjustizministerium zu stürmen. Auch an einer Aktion am 11.07.2017 in Halle, wo die „Identitäre Bewegung“ bis 2019 ein neonazistisches Hausprojekt als bundesweiten Vernetzungsort unterhalten hat, nahm er teil. Beim AfD-Landesparteitag 2022 hat Leif Lasse Risch kurzzeitig als Kandidat für den Landesvorsitz der AfD-SH kandidiert. Aktuell tritt er zudem als Sprecher der „Freien Schleswig-Holsteiner“ auf, ein Sammelbecken von Faschisten und Verschwörungsgläubigen mit einem Telegramkanal, der während der Hochphase der Corona- Pandemie entstanden ist. In dieser Gruppe werden regelmäßig Verschwörungserzählungen ausgetauscht. Neben dem Leugnen des menschengemachten Klimawandels werden auch Inhalte von der „Jungen Alternative Schleswig-Holstein“, von Doris von Sayn-Wittgenstein und Gereon Bollmann geteilt. Jan Petersen-Brendel, Vorsitzender der AfD Flensburg-Schleswig, bekannt für seine Geburstagsgrüße an Adolf Hitler beteiligt sich ebenso rege an den Diskussionen der Gruppe. Mit Gereon Bollmann, der als einziger für die AfD Schleswig-Holstein im Bundestag sitzt, ist Leif Lasse Risch auf zahlreichen Fototerminen gewesen.
Lasse Schneider, Jasper Griebel, Kevin Dorow, Volker Schnurrbusch, Matti Teuchert (Quelle: Pixelarchiv)
Ein weiteres umtriebiges Mitglied der „Jungen Alternative“ in Schleswig-Holstein ist der Faschist Kevin Dorow aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde. Dorow ist nicht nur ein sehr aktives Parteimitglied und Beisitzer im Landesvorstand der AfD Schleswig-Holstein, sondern auch Burschenschafter in mehreren Verbindungen, so unter anderem bei der extrem rechten „Hamburger Burschenschaft Germania“ (HBG). Die HBG gehört zum Verband der „Deutsche Burschenschaft“ (DB) mit aktuell 63 Mitgliedsverbindungen, farbentragend und pflichtschlagend. Dorow ist „Schriftleiter“ der „Burschenschaftliche Blätter“, der DB-Verbandszeitschrift (Militantes Vorfeld der Nazipartei). Auch im „Freilich Magazin“ sind Texte von Dorow erschienen.
Tatkräftige Unterstützung aus Hamburg
Neben den Mitgliedern der „Jungen Alternative Schleswig-Holstein“ bewegen sich regelmäßig JAler aus anderen Bundesländern bei Veranstaltungen und Aktionen in Schleswig-Holstein. Besonders der Kontakt nach Hamburg wird regelmäßig gepflegt.
Neben Treffpunkten in Schleswig-Holstein bietet der Sitz der „Hamburger Burschenschaft Germania“ in der Jüthornstraße 104 in Hamburg-Marienthal einen beliebten Treffpunkt.
Ole Heyn (Quelle: Pixelarchiv)
Durch besonders intensiven Kontakt zur JA in Schleswig-Holstein sticht Ole Heyn aus Hamburg hervor. Heyn, aufgewachsen in Lüneburg, ist fast mehr in Schleswig-Holstein als in Hamburg unterwegs und nimmt an fast allen Aktivitäten des Landesverbands teil. Der Verband in Hamburg ist vergleichsweise schwach aufgestellt und weist sehr geringe Aktivitäten auf. Da bietet es sich an in ein benachbartes Bundesland zu fahren und sich an den dortigen Aktivitäten, wie Trainings für den Straßenkampf zu beteiligen, die u.a. im Sommer 2023 von der „Jungen Alternative Schleswig- Holstein“ gemeinsam mit den Neonazis der „Jungen Tat“ aus der Schweiz organisiert wurden. Ebenso begleitete Ole Heyn die JAler aus Schleswig-Holstein häufiger bei den Corona-Demos in Hamburg, wie beispielsweise im Dezember 2021 u.a. Anton Jeschke und im Januar 2022 Ragnar Meyer, wo beide mit Schlauchschals der NPD-Kampagne „Gegengift“ dokumentiert sind.
Doch gelegentlich lässt Heyn sich auch bei Veranstaltungen der AfD im Hamburger Rathaus Blicken und regelmäßig postet er Bilder von seinen Aufkleber- und Flyertouren im Hamburger Stadtgebiet, die auch über sein Wohnumfeld in Hamburg-Steilshop hinausgehen. Unter den Namen „Aktivposten“ betreibt er einen ziemlich unbedeutenden Blog, dessen Instagram-Account rund 250 Follower aufweist und der dazugehörige Telegramkanal mit ganzen 34 Abonnenten glänzt. Mit dem Namen „Ansgar“ tritt er im Podcast „Macht und Meinung“ für „Aktivposten“ auf. Der Podcast wird von den AfDlern Florian Stein und Marc Borlinghaus aus dem Märkischen Kreis in NRW gemacht. In seinem Blogbeiträgen geht es Heyn unter anderem um strategische Fragen, aber beispielsweise ist auch eine Rezension des Buches „Remigration“ von Martin Sellner zu finden. In seinem Text zum Thema „Sicherheit“ geht es unter anderem auch um die eigene Bewaffnung. So ruft er darin auf, sich mit Pfefferspray und Glasflaschen zu bewaffnen und erklärt, dass Pfefferspray bei Demonstrationen verboten ist, durch das Mitführen jedoch nicht so ein hoher Verfolgungsdruck durch die Polizei zu erwarten sei, wie sonst bei einer anderen Bewaffnung. Die Umsetzung dessen konnte u.a. beim „Tag des Vorfelds“ in Neumünster beobachtet werden: Lasse Schneider musste aufgrund des Mitführens von Pfefferspray seine Personalien bei der Polizei abgeben. Auch das Mitführen eines Messers wird von Ole Heyn im Blogbeitrag behandelt. In diesem rät er nicht explizit ab sich mit einem Messer zu bewaffnen, er weist lediglich darauf hin, dass das Tragen von Messern auf Demonstrationen verboten ist. Regelmäßig macht Heyn bei „Aktivposten“ Werbung für die extrem rechte Szene-Marke „Jahn Spirit“, die zwar noch jung, aber bereits bestens etabliert ist innerhalb der neofaschistischen Szene und von Neonazikampfsportlern bis zur AfD unterstützt wird.
Selbstdarstellung einer Aktion der Gruppe „Nordfeuer“ mit Ole Heyn (2.v.l.) und Jasper Griebel (1.v.r.) gepostet am 22.11.23
Tarn- und Vorfeldorganisation „Nordfeuer“
Seit Frühjahr 2022 agiert die neofaschistische Gruppierung „Nordfeuer“ in Norddeutschland, die nach eigenen Angaben Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen umfasst. „Nordfeuer“ ist ein Ableger der „Identitären Bewegung“, die seit geraumerZeit versuchen mittels Tarnorganisationen ihre Identität zu verschleiern. Die Aktivitäten der Gruppe sind strategisch deckungsgleich mit denen der IB: Eine kleine Gruppe stellt sich ein paar Minuten irgendwo hin und provoziert mit rassistischer Hetze auf Transparenten und Flyern, was medial inszeniert und bei Social-Media maximal ausgeschlachtet wird, in der Hoffnung, dass es sich weit verbreitet.
Einige JA-Mitglieder sind parallel bei der IB-Organisation aktiv. Nicht nur am Beispiel von Leif Lasse Risch lässt sich aufzeigen, dass die AfD/JA in Schleswig-Holstein sowohl ideologisch mit der „Identitären Bewegung“ identisch ist, als auch in Teilen personell. So sind Jasper Griebel und Ole Heyn trotz Vermummung auf Bildern von „Nordfeuer“ zu identifizieren. Im November 2023 forderten sie auf Plakaten „Remigration“ vor einem Gebäude des humanitären Hilfsvereins „Deutsches Rotes Kreuz“ in Hamburg-Harburg, weil diese Geflüchteten in ihrer Not hilft.
Die Ansprechbarkeit von „Nordfeuer“ in den sozialen Medien, stellt eine geringe Hürde für eine Kontaktaufnahme dar und so dient „Nordfeuer“ Interessierten als eine erste Anlaufstelle in die extrem rechte Szene in Norddeutschland. So lässt sich auch der Weg von Yannick Luca Zilian nachzeichnen, der zunächst über „Nordfeuer“ seine ersten Kontakte knüpfte und heute bei der Jugendorganisation der AfD angebunden ist. Für den AfD-Nachwuchs ist der zusätzliche Rahmen einer außerparlamentarischen Organisation vor allem interessant um rechte Jugendliche und junge Erwachsene subtil an die Strukturen der AfD anzubinden. Denn auf politisch interessierten Nachwuchs können Parteistrukturen zunächst abschreckend wirken und für die jungen und motivierten Neonazis in ihrem Aktionsrahmen auch zu einengend sein. Unter dem Label „Nordfeuer“ können die JAler so zudem auch Landesverband übergreifend gemeinsam Aktionen durchführen und Personen aus ihrem Freundeskreis einbinden, die nicht an der Parteiarbeit interessiert sind. Zudem gibt es zwischen der AfD und ihrer Jugendorganisation auch immer wieder Differenzen, sodass es sinnvoll erscheint auch über eine Machtposition außerhalb des Einflussbereichs der Partei zu verfügen. Das Label „Nordfeuer“ erfüllt demnach mehrere Funktionen für die Mitglieder der JA.
Inhaltlich großartige Unterschiede oder eine Art Abgrenzung voneinader gibt es in Schleswig- Holstein derzeit allerdings nicht. Als es im Frühjahr 2023 seitens „Nordfeuer“ zu Sachbeschädigung an einem Büro der Partei Bündnis90/Die Grünen in Heide kam, meldete sich Lena Mareike Schmunzler öffentlich bei der Gruppe, lobte die Aktion und bot ihre Unterstützung und AfD- Strukturen an. Spätestens seit November 2023 als die AfD Schleswig-Holstein mit ihrer Jugendorganisation und gemeinsam mit „Die Heimat“ (ehemals NPD) gegen Geflüchtete durch die Straßen Neumünsters marschierte, sind jegliche Bemühung der Selbstverharmlosung eh obsolet. Der „Tag des Vorfelds“ zeigte zudem, dass der faschistische Flügel sich gänzlich innerhalb der Parteistrukturen etabliert hat und eine Tarnung für den Nachwuchs nicht mehr nötig ist. Der Landesverband hat sich noch mal deutlich zu extrem Rechten Positionen bekannt, sodass viele Propaganda-Aktionen aktuell über die Social-Media- Kanäle der AfD/JA in Schleswig-Holstein laufen können. Ob allerdings die strategischen Überlegungen auf Bundesebene wie Sorgen um ein Verbotsverfahren und die daraus resultierenden Pläne die Jugendorganisation aufzulösen oder einzugliedern, dazu führen, dass wieder vermehrt Aktionen über das Label „Nordfeuer“ verbreitet werden, wird sich zeigen.