Am 08. Dezember wurde die Ausstellung A. Paul Webers eröffnet. Die VeranstalterInnen entschieden sich dazu, obwohl wir bereits im Vorfeld auf Webers Vergangenheit in nationalrevolutionären Kreisen hingewiesen haben, ohne dies ernsthaft zu thematisieren.
Immer noch reden sie von Auftragsarbeiten „zum Zwecke des Broterwerbs“ und verkennen so die Problematik vollkommen. Dass Weber während der Weimarer Republik immer Teil völkischer und nationalrevolutionärer Kreise war, wollen sie offensichtlich immer noch nicht einsehen, obwohl wir auch dies bereits dargelegt haben. Diese Ignoranz gegenüber der Geschichte ist gefährlich und darf nicht hingenommen werden.
Hamburger Abendblatt: 1, 2, 3
Pinneberger Tageblatt: 1, 2, 3, 4
Uetersener Nachrichten: 1, 2
Sendungsmitschnitt: Der Maler A. Paul Weber, seine nationalrevolutioväre Biographie und seine Ausstellungsgegenwart
FSK Sendung zu A. Paul Weber
Am Freitag um 16h wird die FSK Sendung “Nachmittagsmagazin für Subversive Unternehmungen” sich dem Thema A. Paul Weber widmen.
FSK empfangen:
Per Antenne: Auf 93,0 MHz in Hamburg
Per Kabel: Auf 101,4 MHz im Hamburger Stadtgebiet & auf 105,7 MHz in Norderstedt, Itzehoe & Henstedt-Ulzburg (im Netz von wilhelm.tel)
Oder per Livestream über FSK
Kritischer Rahmen? So ja wohl kaum!
Am Samstag dem 08.12 wurde in der Pinneberger Drostei die Ausstellung A. Paul Webers, gegen die wir schon im Vorfeld protestierten, da Webers Vergangenheit in antisemitischen und nationalbolschewistischen Kreisen hier auf erschreckende Weise geschönt, verharmlost und ausgeblendet wird, eröffnet. Die VeranstalterInnen kündigten zwar an Weber kritisch auszustellen, doch konnte man sich bei der Vernissage davon überzeugen, wie wenig sie diesem Versprechen nachgegangen sind. So war es dem Kreispräsidenten Tiemann wesentlich wichtiger, darauf hinzuweisen, dass er enttäuscht davon sei, dass diesem Thema in der Presse so viel Aufmerksamkeit zukäme. Webers braune Vergangenheit sollte auf gar keinen Fall zu viel Raum eingeräumt werden. Auch die Kuratorin Fricke sprach gegenüber dem NDR nur davon, dass Weber „Auftraggeber oder Aufträge angenommen hat, zum Zwecke des Broterwerbs sicherlich [sic!], von denen man sich wünschen würde, er hätte sie vielleicht nicht angenommen“. Da die VeranstalterInnen weiterhin, konsequent leugnen, dass Weber selber Teil der extremen Rechten zur Zeit der Weimarer Republik und während des 2. Weltkrieges war, ist es unerlässlich, genauer auf Webers Schaffen zu dieser Zeit einzugehen, was keineswegs durch „Broterwerb“ erklärbar ist. Continue reading Kritischer Rahmen? So ja wohl kaum!
Leserbrief von Herrn Brügmann, Kreissprecher der Linken im Kreis Pinneberg ans Hamburger Abendblatt
Der Umgang mit der Kritik an dieser Ausstellung lässt aufhorchen und offenbart ihre Berechtigung. Weber sei “Meister der zeitlos gültigen Gesellschaftskritik”, heißt es in der Werbung für diese Ausstellung. Damit ist eine unkritische Präsentation vorgezeichnet. Die Antwort des Herrn Kreispräsidenten, “Hier gibt es keine politischen Aussagen, hier wird Kunst gezeigt”, bestätigt dies. Die Kuratorin versteigt sich zur Banalität, dass sich jeder Besucher selbst eine Meinung bilden müsse. Wenn sie das als das “Wesen einer Ausstellung” bezeichnet und kein Wort über konzeptionelle Bedingungen verliert, die erst eine zutreffende Meinungsbildung ermöglichen, stellt sich die Frage nach ihrer Eignung. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wird die Ausstellung an allen drei Standorten von einer Journalistin eröffnet, die bekennt, nichts von der politischen Haltung Webers zu wissen. Der Reflex, die Kritik zurückzuweisen, weil sie anonym erhoben wurde, ist lächerlich. Aber wenn es hilft: Ich bin gerne bereit, meinen Namen herzugeben, auch wenn ich nicht Urheber bin und vielleicht das eine oder andere anders gesagt hätte.Hamburger Abendblatt
Uetersener Nachrichten zur Ausstellung von A. Paul Weber
Der Antisemit in Weber
Kontroverse Kritik an Ausstellung mit Lithografien und Zeichnungen
Pinneberg. Andreas Paul Weber (1893-1980) gilt als Deutschlands bedeutendster Lithograph. In seinem umfangreichen Werk finden sich politisch-satirische Zeichnungen ebenso wie Karikaturen und Buchillustrationen. Dennoch ist der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und des Kunstpreises Schleswig-Holstein wegen seiner politischen Ansichten umstritten: Weber arbeitete mit völkischen Stereotypen, zeigte sich offen antisemitisch und nahm Auftragsarbeiten für die Nationalsozialisten an.
Die Antifaschistische Aktion (Antifa) hat deshalb die Aussetzung einer dreiteiligen Werkschau, mit der der Kreis Pinneberg den Künstler ab heute zeitgleich in der Galerie III in Barmstedt, im Torhaus Elmshorn und in der Drostei (UeNa berichteten) würdigt, gefordert. In einem offenen, nicht unterzeichneten Brief wirft das Bündnis dem Kreis einen unkritischen Umgang mit Person und Werk Webers vor. Auch die Partei Die Linke hat inzwischen in einer Stellungnahme die Aufarbeitung des Themas angeprangert. Tatsächlich ist Webers Biografie eine gebrochene. Weil er Mitglied im „Widerstandskreis“ um Ernst Niekisch war, aus diesem Grund 1937 verhaftet wurde und sechs Monate in verschiedenen Gefängnissen verbrachte, wurde er einst als Oppositioneller gewürdigt. Für Kunsthistoriker gilt das heute zumindest nicht mehr uneingeschränkt. Stefanie Fricke, Kuratorin des Kreises Pinneberg und Leiterin des Kulturzentrums Drostei, teilt diese Einschätzung. Webers Verständnis von Widerstand entspreche nicht mehr dem heutigen, sagte sie.
Gegen den Vorwurf einer unkritischen Auseinandersetzung verwahrt sie sich. „Ich werde Webers Widerstandsgedanken während der Ausstellungseröffnung erklären und gebe Fakten an die Hand“, sagte sie. Allerdings dürfe es nicht ihre Aufgabe sein, diese zu bewerten. Während der Ausstellungseröffnung (Drostei, 16 Uhr) gilt für die Sicherheitskräfte in der Stadt Pinneberg eine erhöhte Stufe der Aufmerksamkeit. Uetersener Nachrichten
Auch Die Linke kritisiert Konzept der Weber-Ausstellung
Aus dem Pinneberger Tageblatt:
PINNEBERG. Nachdem die Antifa Pinneberg der Drostei einen unkritischen Umgang mit dem Werk des Zeichners A. Paul Weber vorgeworfen hatte und in einem offenen Brief den Stopp der Ausstellung gefordert hatte (wir berichteten), erhalten die Aktivisten nun Unterstützung aus den Reihen der Linken. Kreissprecher Klaus-Dieter Brügmann im Gespräch mit unserer Zeitung: “Was mich am meisten stört, ist das Abwehren von Kritik, nur weil sie anonym ist – dieser Reflex ist lächerlich.” Die Anonymität des Schreibens ändere nichts an der Richtigkeit der Inhalte. Auch die Aussage von Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, wer nur zwanzig Prozent des Wissens habe, solle sich nicht so äußern, empört Brügmann. Er sei der Antifa dankbar, dass sie das Thema öffentlich gemacht haben. Die Aussage, dass sich jeder Besucher selbst eine Meinung bilden müsse, sei eine Banalität, eine unkritische Präsentation nach diesen Aussagen vorgezeichnet. Natürlich könne man Webers Werke ausstellen, so Brügmann. Es sollte aber bereits im Rahmen der Ausstellung auf die politische Haltung des Künstlers eingegangen werden. “Ich würde mich aber auch freuen, wenn es im Anschluss eine Diskussion mit neutralen Experten, wie Kunsthistorikern geben würde”, sagte Brügmann. In einem weiteren Schreiben an die Drostei bekräftigte die Antifa Pinneberg ihre Haltung.
Auch das Hamburger Abendblatt hat noch mal was geschrieben.
Antworten auf den offenen Brief zur Ausstellung von A. Paul Weber im Kreis Pinneberg
Seit wir unseren offenen Brief an die Veranstalter_innen der A. Paul Weber Ausstellung verfasst haben, gibt es von diesen einige Antworten in der regionalen Presse. In diesen behaupten sie: “Wir bieten dem Künstler keineswegs kritiklos eine Bühne”. Dies war und ist aber aus der Veranstaltungsankündigung nicht ersichtlich. Ganz im Gegenteil, wird Weber hier nach wie vor als “Meister der zeitlos gültigen Gesellschaftskritik” angepriesen. Weiter sagen die Veranstalter_innen, dass ihnen bewusst ist “dass Weber keine lupenreine Vita hat“. Auch dies steht in krassen Widerspruch zu ihren bisher veröffentlichen Konzept, denn Webers Vergangenheit wurde erst durch uns öffentlich thematisiert.
Wenn die Veranstalter_innen für sich in Anspruch nehmen, dem Künstler nicht kritiklos eine Bühne zu geben, so hätte dies von Anfang an klar ersichtlich sein müssen. In diesem Kontext ist es absolut unverständlich, wieso Weber gerade für seine “Gesellschaftskritik” in den Himmel gelobt wird, wo diese doch durchweg antisemitisch und völkisch-nationalistisch ist. Daher erscheinen auch die Beschwichtigungsversuche der Verantwortlichen äußerst unglaubwürdig.
Es ist erstaunlich, dass obwohl schon vor zwölf Jahren öffentlich thematisiert wurde, in welchen politischen Kontext Weber steht, keine entsprechenden Konsequenzen daraus gezogen werden.
Besonders qualifiziert finden wir auch die Worte des Kreispräsidenten Burkhard E. Tiemann der sagt: „Es ist schade, wenn sich jemand so zu Wort meldet, der nur 20 Prozent des nötigen Wissens zu diesem Thema hat.“ Nun, wir finden es Schade, dass Herr Tiemann anstatt sich mit Weber angemessen auseinanderzusetzen, er sich lieber anmaßt zu entscheiden, wer wann was sagen darf. Vielleicht sollte Herr Tiemann als Kreispräsident und Vorstand der Drosteistiftung mehr Geschichtsbewusstsein zeigen, nicht zu letzt weil die Drostei einst SA-Heim mit Horst Wessel Gedenkstätte war. Dieser Teil der Geschichte wird auf der Webseite der Drostei im übrigen auch ausgeblendet, hier macht die Geschichte einen Sprung von 1933 ins Jahr 1965.
Im übrigen finden wir es schade, dass sich bis jetzt nur Verantwortliche der Drostei zu Wort gemeldet haben und vom Kunstverein Elmshorn und der Galerie III in Barmstedt noch keine Stellungnahme existiert.
Wir sehen eine kritische Auseinandersetzung nicht gegeben und halten unter diesen Voraussetzungen die Durchführung für nicht angemessen!
Pinneberger Tageblatt zur Ausstellung von A. Paul Weber
Kontroverse um Weber-Ausstellung
PINNEBERG. Die ersten Zeichnungen von A. Paul Weber (1893-1980) hängen schon an den Wänden der Drostei. Die Vorbereitungen für die Ausstellungseröffnung am Sonnabend laufen auf Hochtouren. Doch mitten in die Geschäftigkeit platzt ein offenes Schreiben der Antifaschistischen Aktion (Antifa) Pinneberg. Deren Mitstreiter wollen die Werkschau des Bundesverdienstkreuz-Trägers verhindern. Der Vorwurf: “Völkische und antisemitische Zeichnungen” habe Weber angefertigt. Im Auftrag des Nazi-Regimes. An Sommerfesten mit Propagandaminister Joseph Goebbels habe Weber teilgenommen, Bücher illustriert, deren Geleitwort von SS-Führer Heinrich Himmler stammten. Sie fordern die Veranstalter auf, zu überdenken, ob sie “diesem Künstler so unkritisch so viel Raum” einräumen sollen. Den Brief veröffentlicht die Antifa auf ihrer Homepage. Auch im Gespräch mit unserer Zeitung wollten die Aktivisten jedoch anonym bleiben.
Tatsächlich ist Weber, einst als Oppositioneller im Dritten Reich gewürdigt, nicht mehr unumstritten. Zwar zeichnete er tatsächlich Menschenmassen, die sich in einen offenen Sarg mit Hakenkreuzen stürzen und illustrierte die Schrift “Hitler – ein deutsches Verhängnis” mit einem Skelett in SA-Uniform. Ebenfalls ist unbestritten: 1937 verhafteten die Nazis Weber, er landete für ein halbes Jahr im KZ Hamburg-Fuhlsbüttel. Jedoch: Widerstand gegen Hitler ist nicht unbedingt mit einer liberalen und demokratischen Gesinnung gleichzusetzen. Weber bewegte sich in den Kreisen der nationalistisch-sozialistischen Opposition. Die kämpfte gegen die Hauptströmung des Nationalsozialismus, war aber dabei unter Umständen ebenso antidemokratisch, antiliberal und auch antisemitisch.
Kuratorin Stefanie Fricke und Burkhard E. Tiemann, Kreispräsident und Vorstand der Stiftung Landdrostei, nehmen Stellung zu den Vorwürfen. Die Fakten zu Webers Leben im Schreiben der Antifa seien weitgehend richtig. Tiemann betont jedoch: “Wir stellen die umstrittenen und die harmlosen Werke Webers gegeneinander und wollen bewusst seine gebrochene Biografie zeigen – von den 20er Jahren bis kurz vor seinem Tod.” Der Vorwurf einer unkritischen Präsentation sei daher vollkommen unangebracht. “Wir weisen auch in unserem Begleitung darauf hin, dass man sich unter dem damaligen Begriff des Widerstandes etwas anderes vorstellen muss, als es viele Menschen heute tun.” Ansonsten gilt für Fricke: “Die Bewertung muss der Betrachter vornehmen – das ist das Wesen einer Ausstellung.” Eine Diskussion über die politische Dimension der Zeichnungen würden die Veranstalter ausdrücklich begrüßen – allerdings nach der Ausstellung.
Das Vorgehen der Antifa findet der Kreispräsident unangebracht: “Es ist schade, wenn sich jemand so zu Wort meldet, der nur 20 Prozent des nötigen Wissens zu diesem Thema hat.” Vor allem die anonyme Form des Schreibens stößt auf Unverständnis. Pinneberger Tageblatt
Abgesagt: Verschweigen, Vertuschen, Wegschauen
+++++Achtung Abgesagt! Die Veranstaltung wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.+++++
Veranstaltung am 7. Dezember ab 19 Uhr in Elmshorn mit Katharina König, MdL Thüringen und Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss Thüringen
Im November jährte sich die Aufdeckung der Taten der neonazistischen Terrorgruppe um Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Mordend zogen Sie, die sich selbst den Namen „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) gaben, 13 Jahre lang durch die Bundesrepublik.
Im Zuge der Ermittlungen und in den Untersuchungsausschüssen wurden fast täglich neue erschreckende und teils absurde Details bekannt – über die Verstrickungen der „Verfassungsschutzes“ auf Bundes- und Landesebene, aber auch über dubiose Ermittlungsmethoden bis hin zur Kontaktaufnahme mit einem Geisterbeschwörer. Wichtige Akten wurden geschreddert, Informationen zurückgehalten, Präsidenten der Verfassungsschutzämter auf Ebene des Bundes und der Länder traten zurück.
Katharina König ist im Jena der 1990iger Jahre aufgewachsen – U. Mundlos, U. Böhnhart und B. Zschäpe sind ihr ebenso wie viele andere bereits von damals bekannt. Übergriffe der Naziszene auf Antifaschistinnen und Antifaschisten und linke und antifaschistische Einrichtungen erlebte sie teils persönlich mit.
In Elmshorn wird Katharina König über die neonazistischen Mordtaten und das Versagen der Sicherheitsbehörden sprechen sowie über ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss. Gemeinsam mit dem Publikum soll über die aktuelle Situation aber auch über Notwendigkeit und Möglichkeiten antifaschistischen Engagementsim Kreis Pinneberg diskutiert werden.
Veranstaltung am 7. Dezember ab 19 Uhr, Linkes Zentrum Bauerweg, Bauerweg 41 25335 Elmshorn, mit Veranstalter_innen: Cornelia Möhring (MdB), Rosa Luxemburg Stiftung Schleswig-Holstein
Ausschluss-Klausel:Nach § 6 VersG Personen, die extrem rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, ausgeschlossen.