Am 4. Juni 2016 zogen Hunderte Nazis durch Dortmund zum sog. “Tag der deutschen
Zukunft/TddZ”*1, auch einige wichtige AktivistInnen des internationalen “Combat 18”-Netzwerkes*2 waren vor Ort. Auch bei einer weiteren Demonstration der Nazi-Szene am 08.10.2016, organisiert vom Zusammenschluß “Gemeinsam Stark Deutschland”, trafen sich wieder Mitglieder des rechtsterroristischen Netzwerkes von “Combat 18” (C18) und des in Deutschland verbotenen “Blood & Honour”-Netzwerkes in Dortmund.*3 Unter ihnen auch ein Gründer von “Combat 18“ (C18) in England, der 46-jährige William Browning, genannt „The Beast“.
(Foto von .lotta-magazin.de – Will Browning (vorne links/blau) und Marko Gottschalk (rechts/rot) am 4. Juli beim TddZ in Dortmund)
In Deutschland geriet “Combat 18” erstmals in den Blickwinkel der Öffentlichkeit nachdem 2003 in Norddeutschland über 50 Objekte durchsucht wurden.*4 Die Razzia richtete sich gegen eine “Combat 18” Zelle in Pinneberg (Schleswig-Holstein), bei der Waffen und Propagandamaterial sichergestellt wurden.*5/6/7
Auch aus Schleswig-Holstein waren Nazis in Dortmund die zu den “Blood & Honour”-Strukturen gehören. So war Lars Bergeest aus Cismar (Kreis Ostholstein) in Dortmund, Bergeest verfügt über sehr gute Kontakte zu den skandinavischen Nazis des dortigen “Blood & Honour” -Netzwerk.* 8
(Lars Bergeest beim Naziaufmarsch in Lübeck (März 2010) mit grünem Halstuch, ganz links S.Bork aus dem Kreis Pinneberg Foto vom antifainfoblatt.de)
(links: Robin Schmiemann, mitte: William Browning und rechts: Lars Beergest Foto: Dortmund 2016 von recherche-nord.com)
Marco Eckert u.a. an den Nazi-Rock-Projekten “Words of Anger”, “Sturmwehr”, “Oidoxie” und “Rassenhass” beteiligt, wurde in Dortmund neben William Browning, Marko Gottschalk und Lars Bergeest gesehen.
(Mitte: Marko Gottschalk in Rot, links dahinter in grau Marco Eckert)
Marko Gottschalk ist ein langjähriger Naziaktivist und Sänger der Nazirockband “Oidoxie”. “Oidoxie” gehört zu den dienstältesten noch aktiven Rechtsrock-Bands, deren Konstante der Sänger Marko Gottschalk ist. Kaum eine andere deutsche Nazirockband bezieht sich so stark auf “Combat 18” wie “Oidoxie” ausser die befreundeten Bands “Weisse Wölfe”, “Straftat” und “Strafmass”.*
(Foto vom www.lotta-magazin.de “Oidoxie” im Juli 2012 in Gera, mit Marko Gottschalk und Marco Eckert) Mitte 2012 ist Marko Gottschalk nach Schweden ausgewandert. Dort beteiligte er sich mehrmals am Sommerfesten der “Blood & Honour”/”Combat 18” -Division Scandinavia, beim diesjährigen Sommerfest am 27. August 2016 in Schweden spielte mit Division Voran wieder eine deutsche Band und als Redner trat Thorsten Heise auf.
(Foto: recherche-nord.com ThorstenHeise mit Megafon beim TddZ in Dortmund 2016)
Der NPD-Politiker Thorsten Heise aus dem thüringischen Fretterode, besitzt gute Kontakte zu “Blood and Honour” und “Combat 18”. Auch zum NSU-Netzwerk gibt es Verbindungen, bei der Hochzeit von Heise im Jahr 1999 befanden sich unter den Gästen auch Nazis aus dem Umfeld des “Nationalsozialistischem Untergrund” (NSU).
Wie wichtig die “Blood and Honour”-Strukuren für das NSU-Netzwerk sind, wurde in einem Text von NSU Watch herausgearbeitet. (Der NSU im Netz von Blood & Honour und Combat 18)
Wozu die “Blood and Hounour” -Strukturen in der Lage sind, wurde gerade erst in der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 2016 wieder deutlich, als in der Schweiz über 5000 Nazis aus ganz Europa ein Konzert von sechs Rechtsrock-Bands besuchten.*10/11/12/13
Das solche Konzerte nicht nur zur Untehaltung, sondern auch zur Vernetzung, Austausch und Planung da sind, sollte bekannt sein.
So geht man davon aus das beim Nazifestival “Fest der Völker” in Jena auch Geld für den NSU gesammelt wurde.
(Rald Wohlleben auf der Bühne, Mitte, Jena 2007 – Foto: recherche-nord.com)
(Andre Eminger als Ordner beim Nazifestival in Jena, derzeit in München vor dem OG als mutmaßlicher Unterstützer des NSU – Foto: recherche-nord.com)
* 1 : Bilder vom ersten “TddZ” 2009 in Pinneberg: http://www.recherche-nord.com/gallery/2009.06.06.html & Kundgebung nach dem Aufmarsch in Itzehoe: http://www.recherche-nord.com/gallery/2009.06.06.2.html
* 2 : https://www.antifainfoblatt.de/artikel/das-label-%E2%80%9Ecombat-18%E2%80%9C
* 3 : https://www.lotta-magazin.de/ausgabe/online/combat-18-reloaded
* 4 : http://www.zeit.de/2003/44/c18
* 5 : https://www.antifainfoblatt.de/artikel/combat-18-pinneberg
* 6 : https://www.antifainfoblatt.de/artikel/ermittlungen-gegen-combat-18-pinneberg
* 7 : https://www.akweb.de/ak_s/ak478/26.htm
* 8 : https://www.antifainfoblatt.de/artikel/bandidos-schleswig-holstein-ein-88-club
* 9 : https://www.nsu-watch.info/2015/06/der-nsu-im-netz-von-blood-honour-und-combat-18-gesamtversion/
* 10 : http://info.antifa.ch/grosstes-rechtsrock-konzert-der-schweiz-neonazis-feiern-im-beschaulichen-toggenburg/
* 11 : http://www.woz.ch/1642/neonazikonzert-im-toggenburg/unterwasser-liegt-in-thueringen
* 12 : https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2016/10/17/150-000-e-bei-rechtsrock-konzert-in-der-schweiz-geld-landet-auf-konto-der-thueringer-neonazi-szene/
* 13 : http://info.antifa.ch/das-rocktoberfest-in-unterwasser-sg-5000-neonazis-feiern-ungestort/
Abtrimo – Über das rechte Netzwerk einer Hamburger Band
via. https://linksunten.indymedia.org
Eine kurzer Blick auf die rechte Skinheadszene Norddeutschlands – von Blood & Honour über das NSU-Umfeld bis heute
Die Band „Abtrimo“ und das folgend aufgeführte Umfeld stehen hier nur exemplarisch für eine Teilstruktur in einem über Jahre gewachsenen, internationalen Netzwerk bestehend aus vielen Bands, Gruppen und Einzelpersonen der extremen Rechten. Dennoch soll anhand der Bandvorstellung ein Teil des militanten Rechtsrock-Netzwerks Norddeutschlands skizziert werden.
(Marcel Schindler, Marcel Koschnick, Carsten Soltmann, USA 2015)
Die Hamburger Band „Abtrimo“ wurde im Dezember 2010 gegründet. Die erste Demo-CD erschien 2012 mit Hilfe des Neonazis Jan Greve über dessen Label und Onlineversand „Skinhead Service“. Ein Jahr zuvor spielten sie bereits das erste Konzert. Es folgten vier weitere Veröffentlichungen und über 20 Konzerte bis heute.
Gemeinsam mit der Hamburger Neonaziband „Likedeelers“ veröffentlichte „Abtrimo“ 2012 ein Album unter dem Titel: „Norddeutscher Untergrund… Der erste Streich!“. Die Anlehnung an die Symbolik und Namensgebung des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU), die ihre Morde in einem Video mit der Comic Figur Paulchen Panther als „Streiche“ verharmlosten, könnte daher auch als eine Art Sympathiebekundung der Band zu der rechten Terrorgruppe NSU verstanden werden.
Weiter zeigt auch der aktuellste Sampler „4 gewinnt“ der Bands „Abtrimo“, „Ungebetene Gäste“, „Überzeugungstäter Vogtland“ sowie „Alte Schule“ die gemeinsamen, ideologischen Gewaltfantasien. Auf dem Sampler wird dies beispielhaft im Song „F.D.G.K“ der Band „Alte Schule“ deutlich, wobei der szeneintern verwendete Code für „Für Deutschland, gegen Kanaken“ steht. Die von der Band selbst zensierten Text-Stellen werden in der Aufnahme durch Schussgeräusche ersetzt. Auch in der 2014 bei „Oldschool Records“ veröffentlichten, bereits indizierten, EP „Hammonia“ propagiert „Abtrimo“ rassistische Gewaltphantasien.
Gemeinsam mit dem Potsdamer RechtsRock-Musiker Uwe „Uwocaust“ Menzel veröffentlichte die Band das Lied „Gewalt regiert uns alle“ und spielte im Mai 2016 mit ihm, „Faustrecht“ und der japanischen RAC-Band „Aggroknuckle“ ein Konzert in Staupitz in Sachsen.
Band & Crew
Die Band Abtrimo besteht aus den Neonazis Carsten Soltmann, Christian “Oesinger” Oest, Alexander Peter Tesch (Gitarre), Marcel “Marci” Koschnick und Fabian Witt “Prof. Das Tier” (Schlagzeug). Auch Marcel Schindler, der Gitarrist der Band „Alte Schule“, unterstützt zeitweise musikalisch, so bei einem Auftritt in den USA im August 2015. Der Gitarrist Christian Oest ist treibende Kraft der Gruppe, organisiert die Konzerte und pflegt diverse Kontakte zu anderen Neonazibands. Infrastrukturell ist er vor allem bedeutend, da auf seinem Bauernhof die Proberäume für die Band sind. Auch Konzerte finden dort statt, so organisierte er mit dem „Feindkontakt“-Fanzine Ende April 2014 einen Abend mit „Abtrimo“ und der eng befreundeten Band „Bronco Army“ aus Brasilien. Ein weiteres internationales Gastspiel durch die Band „Brassic“ (USA) fand im Juni 2014 auf dem Hof in Hamburg-Bergedorf statt.
Der Sänger Marcel Koschnick, hat seine politischen Wurzeln bei den “Skinheads Uelzen”. Eine Gruppe die seit Jahren konspirative Konzerte organisiert und enge Kontakte zu den „Hammerskins“ als auch zu „Honour & Pride“ pflegt. Regelmäßig reisen Teile der „Skinheads Uelzen“ mit der Band zu Konzerten.
Der Bassist Carsten Soltmann begann seine musikalische Karriere bei der Oi-Band „Wilde Jungs“, die zumindest damals schon so weit rechts standen, dass sie dem Neonazi-Fanzine „Bramfelder Sturm“ im März 1995 ein Interview gaben. Carsten Soltmann schien dem Herausgeber des Fanzines, Thorsten Bärthel, sogar so vertraut, dass er mit seinem Folgeprojekt „Schall & Rauch“ dem verstorbenen Kopf des „Bramfelder Sturm“ die gesamte erste, 2009 veröffentlichte, CD widmet.
Angelehnt an die dienstälteste Skinheadband Deutschlands „Endstufe“, die ihr Umfeld in der „Endstufe Crew“ organisiert, hat auch die Band „Abtrimo“ eine Crew. Diese besteht in etwa aus 20 Personen, die regelmäßig mit der Band zu Konzerten reisen, sich sowohl um Wohlbefinden der Band als auch um den sogenannten „Saalschutz“ kümmern. Eine enge Verbindung zwischen den beiden Bands besteht zudem auch über Marcel Schindler, der seit Jahren auch als „Endstufe Crew“ Mitglied für Niedersachsen unterwegs ist.
Freunde & Netzwerk – Damals & Heute
Das neonazistische Netzwerk, in das auch „Abtrimo“ eingebettet ist, besteht seit nahezu zwei Jahrzehnten. Die Szene basierte auf engen Verbindungen in erster Linie zwischen den Neonazis aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Viele Kontakte, die die Bandmitglieder in ihrer Jugendzeit Mitte/Ende der 1990er Jahre knüpften, haben bis heute Bestand.
Durch die brutalen Tötungen von Mehmet Kaymakcı und Ramazan Avci im Jahre 1985 wurde die rassistische und rechte Skinheadszene in Hamburg früh bekannt. Avci wurde u.a. von Mitgliedern der Neonazigang „Lohbrügge Army“ ermordet. Einer der damaligen Täter, der rechte Skinhead Volker Kummrow, hat nach wie vor gute Kontakte in die heutige Neonaziszene und wird von dieser für seine Tat immer noch gefeiert. Volker Kummrow folgte im Juni 2016 der Einladung von Christian Oest und Patrick Thun zu deren gemeinsamer Geburtstagsparty. Patrick Thun gehört zum Kreis der Hamburger RechtsRocker. So sind auf dem Cover des Abtrimo Samplers „4 gewinnt“ neben den Händen von Tobias Koßmann und Marcel Schindler (beide „Alte Schule“) auch die von Christian Oest und Patrick Thun abgebildet. Er ist dem früheren „Blood & Honour“ Netzwerk zuzurechnen und international bestens vernetzt.
Auch zu den heutigen norddeutschen NPD Kader Jan-Steffen Holthusen und Torben Klebe gibt es Verbindungen. Diese Nähe wurde 2013 bei einem „Skinhead-Klassentreffen“ deutlich, wo neben Torben Klebe und Jan-Steffen Holthusen auch Christian Oest von „Abtrimo“ anwesend war. Mitte der 1990er Jahre waren Klebe und Holthusen, neben Bärthel maßgeblich für die erstmals 1994 veröffentlichte Publikation „Bramfelder Sturm“ verantwortlich, die 1997 in „Hamburger Sturm“ umbenannt wurde. Das Zine war das Sprachrohr der gleichnamigen Kameradschaft und war damals von enormer Bedeutung für die rechte Szene über die Grenzen Hamburgs hinaus (1). Zu der Zeit etablierte sich in ganz Deutschland das rechte Musiknetzwerk „Blood & Honour“. Mit dem Ableger „Sektion Nordmark“ und den führenden Köpfen Sacha Bothe, Torben Klebe und Stefan Silar (jetzt Silar-Winkler), sowie dem Ableger „Sektion Niedersachsen“, angeführt von Hannes Franke, war im Norden eine funktions- und handlungsfähige Struktur aufgebaut worden, der es gelang zahlreiche konspirative Konzerte zu veranstalten. Bis in die 2000er hinein waren sie maßgeblich für die bedeutendsten neonazistischen Veranstaltungen und Treffen in Norddeutschland verantwortlich.
Die Verbindungen zu weiteren Neonazis und Bands sind offensichtlich, so etwa zu „Alte Schule“, „Schall & Rauch“ und den „Likedeelers“. Diese vier Bands stehen in einem engen freundschaftlichen Verhältnis zueinander auch durch personelle Überschneidungen. So war neben Carsten Soltmann (jetzt Abtrimo) auch Björn Linke bevor, er als Schlagzeuger bei den „Likedeelers“ einstieg bei „Schall & Rauch“ Mitglied. Der Sänger der „Likedeelers“, Diplom Bauingenieur Oliver Dammann spielte zuvor bei „Alte Schule“ Gitarre und singt auf dem Sampler „4 gewinnt“ für „Alte Schule“. Einzig Marcel Schindler und Sänger Tobias Koßmann sind seit Jahren fester Bestandteil der Band. „Alte Schule“ glorifizieren in ihren Liedern wie „Treue und Ehre“ die „Waffen-SS“ und bekennen sich in „Werwolf“ zu paramilitärischen Untergrundkampfeinheiten. Beide kommen aus der Kameradschaft „Snevern Jungs“, einer äußerst gewaltbereiten Gruppe aus Schneverdingen, die auch engste Verbindungen zur Tostedter Neonazi-Szene um den verurteilten Totschläger und ehemaligen „Blood & Honour Nordmark“-Kader Stefan Silar pflegte (2). Auf seiner konspirativ organisierten Geburtstagsfeier im November 2013 spielten neben „Abtrimo“ unter anderen auch „Uwocaust“ und „Path of Resistance“. In ihrem Booklet von „United against everyone“ senden „Abtrimo“ ganz besondere Grüße an „Silar“. Ebenso „Alte Schule“ spricht auf dem Sampler „4 gewinnt“ neben der „FDGK Elite Crew“ auch an „Stefan und die Tostedter Jungs“ ihren besonderen Dank aus.
Silars fortwährende, überregionale Bedeutung wird auch 2014 ersichtlich: die Rückseiten der Eintrittskarten des „Honour & Pride“-Events in Nienhagen waren mit Werbung für seinen Onlineshop „Streetwear Tostedt“ im Stil des alten „Blood & Honour“-Designs gestaltet. Bereits 1999 als B&H-Sektionsleiter nahm Silar eine relevante Position innerhalb des Rechtsrockbusiness’ ein. Er bemühte sich szeneinterne Grabenkämpfe zu überwinden und lud die „Hammerskins Nordmark“ nach Tostedt ein wonach er in einem anschließenden Bericht konstatierte: „Schließlich kämpfen wir alle für ein Ziel-United we are strong!“
Kontakte zum NSU Umfeld
Die bereits genannte Kameradschaft „Snevern Jungs“ wurde zeitweise von dem heutigen NPD-Funktionär Matthias „Matten“ Behrens angeführt. Behrens kandidierte gemeinsam mit Marcel Schindler zur Kommunalwahl im September 2016 erfolglos für die NPD in Schneverdingen. Letzterer war ab 2006 auch für die Internetseite der “Snevern Jungs” verantwortlich. Bei einer Abfrage wurde zuvor auch der NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben als Verantwortlicher für die Seite aufgeführt.
Der „Alte Schule“ Sänger Tobias Koßmann ist zudem ein Vertrauter von Hannes Franke, einem früheren „Blood & Honour“-Anführer aus Niedersachsen. Koßmann und Franke waren auch am im Juni 1999 als Gäste der Hochzeit von Thorsten Heise in Northeim, wo zahlreiche Größen aus dem Rechtsrock-Business zusammen kamen. Neben dem mutmaßlichen NSU-Helfer Holger Gerlach, waren auch die damaligen norddeutschen „Blood & Honour“ Mitglieder Massimo Santi und Jens Wolpers anwesend. Auf der Feier sollte Gerlach abklären ob Heise die Untergetauchten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt unterstützen könne. Dass die ansässige Neonaziszene bereits Mitte der 1990er Jahre überregional bedeutend war, zeigt der Rudolf Heß-Gedenkmarsch im August 1995 in Schneverdingen. An dem von dem Neonaziführer Thorsten Heise organisierten Aufmarsch nahmen etwa 150 Neonazis teil, darunter auch Uwe Mundlos. Es ist unwahrscheinlich, dass die spontane Verlegung in den kleinen Ort ohne enge Kontakte zu den regionalen Neonazis stattgefunden hat.
Alte & Neue Strukturen im Konzertbusiness
Bei den Konzerten von „Abtrimo“ tauchen immer wieder auch Personen aus den Kreisen von „Blood & Honour“ auf. Ein Konzert im Juli 2013 in Lachendorf bei Celle wurde von dem ehemaligen „Blood & Honour Sektion-Altmark“ Mitglied Andreas Nickel organisiert. Zu diesem reisten u.a. Jens Wolpers und Oliver Malina von der RechtsRock-Struktur „Honour & Pride“ an. Malina selbst organisierte bisher vier große „Honour & Pride“ Konzerte in Nienhagen, wo 2012 und 2014 auch „Abtrimo“ auftraten. Im Oktober 2013 organisierten Stefan Schmidt und die „Skinheads Uelzen“ ein Konzert in Wellendorf im Landkreis Uelzen. Dort sollten neben „Abtrimo“ auch die gut befreundeten Bands „Faustrecht“ (Allgäu/Schwaben), „Likedeelers“ (Hamburg) und „The Wrongdoers“ (Finnland) auftreten. Zu den Gästen des Konzertes gehörten neben Matthias „Matten“ Behrens auch Massimo Santi und Oliver Malina. Ein konspirativ organisiertes und von den Behörden unbemerktes Konzert spielte „Abtrimo“ Ende März 2015 in den Vereinsräumen des Rockerclubs „MC Dirty Pack“, einem Supporter Club des Hells Angels MC, in Eltze (Niedersachsen). Dieser Konzertort ist nicht wirklich verwunderlich, da Hannes Franke und andere ehemalige „Blood & Honour“ Mitglieder mittlerweile zu den Strukturen der Hells Angels gewechselt sind (3).
Hammerskins & alte Bekannte
Neben Kontakten zu „Blood & Honour“ bzw. „Honour & Pride“ Mitgliedern, hat der Kreis um die Band „Abtrimo“ auch zu Vertretern der „Hammerskins“ Verbindungen. 2014 war anläßlich ein einer Geburtstagsfeier von Sven Krüger, Thorsten Wolff und Steven Hahs vom „Hammerskins“ Chapter in Mecklenburg-Vorpommern ein „Abtrimo“-Auftritt im „Thinghaus“ in Grevesmühlen geplant gewesen. Steven Hahs war um 2005 noch an die „Snevern Jungs“ angebunden. Mittlerweile begrüßt er als „Hammerskin“ die eingeladenen Bands bei Konzerten, wie Anfang Juni 2016 im „Thinghaus“ in Grevesmühlen.
Ein Vertrauter der Band ist Jörn Kaiser aus Iserlohn. Jörn Kaiser zeichnete für die Band „Abtrimo“ die Covermotive der Booklets. Im Booklet der EP „Hammonia“ schreibt die Band: „Besonderer Gruß geht auch an unseren guten, treuen, zuverlässigen Freund Jörn, der immer so schön malt für uns!“. Das Verhältnis scheint trotz der großen Entfernung eng. Der Sänger von „Abtrimo“ lud anlässlich seines Geburtstags Ende März 2014 zu einem konspirativ organisierten Konzert mit den Bands „Punkfront“ und „Alte Schule“ auf einem abgelegenen Hof in Todesfelde (Schleswig-Holstein). Unter den Gästen befand sich auch Jörn Kaiser Auch für die Geburtstagsfeier von Oest Ende Juni 2016 in der „Abtrimo“-Stammkneipe „Holsten-Eck“ fuhr Jörn Kaiser nach Hamburg Bergedorf. Jörn Kaiser ist angebunden an das Bremer Chapter der „Hammerskins“. So nahm er im Dezember 2014 an einem konspirativen Meeting der Gruppe in einer abgelegenen Wald-Hütte nahe Bremen teil. Einige Jahre zuvor soll sich Jörn Kaiser auch in dem Umfeld der Dortmunder Neonazis um „Combat 18“ bzw. der „Oidoxie Streefighting Crew“ bewegt haben. So sollen sich Jörn Kaiser, der Sänger der „Combat 18“-Band „Oidoxie“ Marko Gottschalk und Robin Schmiemann zur gleichen Zeit im Dortmunder Club „Leeds“ aufgehalten haben. Robin Schmiemann geriet Jahre später wegen eines bewaffneten Supermarkt-Überfalls und einer Brief-Freundschaft mit Beate Zschäpe in die Öffentlichkeit.
Alles & Nichts
Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei Abtrimo nicht um die zentrale, strukturgebende Institution der norddeutschen Rechtsrockszene, es gibt im norddeutschen Raum viele weitere Akteure, die auch Teil des hier aufgeführten Netzwerks sind oder weitere Verbindungen stellen im international angelegten Geschäft mit extrem rechter Musik. Trotzdem ist „Abtrimo“ ein gutes Beispiel dafür, wie umfassend und divers die Klientel ist, die sich im Umfeld solcher Gruppen finden lässt. Dieser Aspekt darf nicht unterschätzt werden, bedenkt man, dass der NSU sowie seine UnterstützerInnen aus eben solchen Strukturen entstanden sind. Maßnahmen wie etwa das Verbot des „Blood & Honour“-Netzwerks führen nur temporär zu einer Schwächung der Strukturen und werden zur Farce, wenn sich die ehemaligen Aktiven bei „Honour & Pride“ oder den „Hammerskins“ wieder betätigen können. Es zeigt sich auch, dass die unterschiedlichen Gruppierungen aus dem Rechtsrockbusiness mittlerweile vermehrt organisationsübergreifend zusammenarbeiten. Rechtsrock-Konzerte sind die Orte wo Strukturen wie „Honour & Pride“, „Hammerskins“, neonazistische Rocker und Funktionäre der extrem rechten Parteien zusammenkommen, Geld für die Szene aquirieren und in einem ganz anderem Rahmen Kontakte knüpfen und intensivieren können. Auch heute noch werden die Bedeutung und die strukturelle Organisierung des subkulturellen Milieus von den Behörden unterschätzt. Die Band „Alte Schule“ findet beispielsweise im aktuellen Verfassungsschutzbericht Niedersachsens nicht einmal Erwähnung.
Ein Blick in die Zukunft der Band „Abtrimo“ verrät wohin die weitere Reise geht. Der nächste Sprung auf der Rechtsrock-Karriereleiter ist gleichzeitig ein weiteres Bekenntnis zu militanten Neonazistrukturen. Im Oktober diesen Jahres wird „Abtrimo“ ein Konzert in Schottland spielen, gemeinsam mit den Bands „Endstufe“ und „Bound for Glory“. Letztere stehen den „Hammerskins“ nahe und propagieren den militanten, führerlosen Widerstand im Sinne der „Combat 18“-Gruppen.
(1) https://www.antifainfoblatt.de/artikel/nationaler-widerstand-waffen-0
(2) https://www.antifainfoblatt.de/artikel/brennpunkt-tostedt
(3) https://www.antifainfoblatt.de/artikel/vom-kamerad-zum-member
Dieser Artikel erschien zuerst in gekürzter Fassung im Antifaschistischen Infoblatt
Mobi-Veranstaltungen zur Nazidemo am 22.10. in Neumünster
Die Nazis von „Gemeinsam für Deutschland“ wollen am 22.10. in Neumünster ihren rassistischen und nationalistischen Positionen Gehör verschaffen. Ein breites antifaschistisches Bündnis ruft dazu auf, ihnen wie schon in Bad Oldesloe und Stade einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Wer sich hinter „Gemeinsam für Deutschland“ verbirgt, wie ihr am besten anreisen könnt und was euch in Neumünster erwartet, erfahrt ihr bei folgenden Mobi-Veranstaltungen:
Hamburg: Fr, 07.10., beim „Roten Abend“ in der Roten Flora, Einlass ab 19 Uhr, nach dem Info-Block Filmvorführung „Paris Rebelle“ (mehr Infos hier)
Kiel: Do, 13.10., beim „Antifa Café“ in der Alten Meierei, ab 19 Uhr (mehr Infos hier)
Neumünster: Fr, 14.10., in der AJZ Neumünster, ab 19 Uhr (mehr Infos hier)
Lübeck: Termin folgt, im Rahmen des „Politischen Donnerstag“ (mehr Infos bald hier)
Hamburg: Aktionskonferenz Gegen den G20-Gipfel 2017
Am 7. und 8. Juli 2017 soll in Hamburg der G20-Gipfel stattfinden. Die Regierungschefs und –chefinnen der 19 reichsten und mächtigsten Staaten der Erde, begleitet von 6.000 Delegationsmitgliedern, umschwärmt und dauerfotografiert von erwarteten 3.000 Journalist*innen und natürlich abgeriegelt und geschützt von einer Polizei- und Geheimdienstarmee von mindestens 10.000 Einsatzkräften. All dies soll mitten in Hamburg stattfinden: in den Messehallen, im Rathaus, in der Elbphilharmonie. Weiträumige, mehrstufige Absperrungen, Ausweiskontrollen, evakuierte Wohnungen – die hauptsächlichen Leidtragenden werden die Menschen in den umliegenden Stadtteilen sein.
Die Bewohner*innen sollen weichen für eine Inszenierung der Macht, aus einer lebendigen Stadt wird eine tote Kulisse. Aufgeführt wird vor allem die Illusion, dass die politischen Eliten des globalen Kapitalismus die Dinge im Griff hätten, dass sie irgendwie in der Lage seien, den Menschen Sicherheit, Frieden, Auskommen, eine reale Zukunftsperspektive zu verschaffen.
Die politischen Repräsentanten dieser Weltunordnung wollen also nach Hamburg kommen: Erdogan aus der Türkei, Putin aus Russland, Brasiliens kalter Putschist Temer, wenn wir Pech haben noch Donald Trump. Auch über die Regierungen Chinas oder Indiens lässt sich nicht viel Gutes berichten. Und die auch so demokratischen Regierungen Westeuropas? Sie sind es, die Mauern und Zäune errichten und Menschen auf der Flucht eiskalt ertrinken lassen. Wir werden ihnen zeigen, dass sie in Hamburg nicht willkom- men sind!
In vielen politischen Gruppen und Spektren haben die Überlegungen, wie die notwendigen Proteste und Aktionen gegen den G20-Gipfel organisiert werden können, bereits begonnen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ansatzpunkte: Den einen geht es
um das Recht auf Stadt, anderen um Klimapolitik, wieder anderen um Flucht und Migration oder um den Kapitalismus als Ganzes. Es gibt Ideen von einem Gegengipfel, einer Großdemonstration, von ungehorsamen Aktionen rund um den Tagungsort oder in der ganzen Stadt.
Aber egal wie die Kritik am G20-Gipfel genau begründet wird, egal welche Aktions- und Ausdrucksformen bevorzugt werden, die Proteste können nur dann ein Erfolg werden, sie können nur dann die Möglichkeit einer anderen, solidarischen und gerechten Welt aufscheinen lassen, wenn sie nicht gegeneinander gestellt werden, sondern sich ergänzen. Das braucht vor allem Absprachen und viel Kommunikation zwischen den Gipfelgegner_innen.
Wir wollen den Raum schaffen für diese Kommunikation, für gemeinsame Planungen und für Verabredungen, wie sich unterschiedliche Vorstellungen ergänzen können. Deswegen laden wir ein zu einer Aktionskonferenz, bei der alle Aktivist_innen und Interessierten willkommen sind, die sich in einen linken, emanzipatorischen Gipfelprotest einbringen wollen. (Dass wir einen klaren Trennungsstrich gegen alle rechten, rassistischen oder antisemitischen Standpunkte ziehen, versteht sich von selbst.)
Kommt zahlreich am 3./4.12. nach Hamburg und bringt Eure Ideen und Fragen mit, dann werden die Bilder, die im Juli 2017 um die Welt gehen, ganz andere sein, als sich die Gipfelstrategen dies wünschen.
Infos: g20hamburg.org & g20-hamburg.mobi
On the 3./4.12.2016 there will be a first Action-Conference against the G20-Summit 2017 in Hamburg
Invitación a la Conferencia para la acción contra la Cumbre G20 2017 Hamburg, 3 y 4 de diciembre 2016
Invito a partecipare alla Conferenza d’Azione contro il Vertice dei G20, 2017 Amburgo 3./4. Dicembre 2016
Eylem Konferansına Çağrı G20 2017 Zirvesine Karşı Hamburg, 3-4 Aralık 2016
Neumünster: Den Nazis den Tag verhageln
Am 22. Oktober 2016 will die extrem rechte Gruppierung „Gemeinsam für Deutschland“ zum dritten Mal in Folge eine öffentliche Versammlung in Norddeutschland durchführen und ruft dieses mal zu einer Kundgebung im Schleswig-Holsteinischen Neumünster auf. Bereits im April gelang es hunderten Antifaschist*innen den ersten Aufmarschversuch der Neonazis in Bad Oldesloe erfolgreich zu verhindern und auch die folgenden Bemühungen um eine Demonstration von „Gemeinsam für Deutschland“ in Stade vor nur wenigen Wochen konnte nicht ohne erhebliche Störungen durch vielfältigen Gegenprotest stattfinden. Antifaschistische Gruppen aus der Region rufen dazu auf, auch den dritten Aufmarschversuch zu verhindern und den Nazis den Tag ganz ordentlich zu verhageln!…mehr (Aufruf)
Die Rechte Mobilmachung stoppen – Gegen Rassismus und Nationalismus auf allen Ebenen!
Am 07.10. gibt es beim Roten Abend in der Flora Infos zum Naziaufmarsch in Neumünster und Hamburg-Premiere vom Film »Paris Rebelle«, wie immer geht es ab 19 Uhr los.
Infos zur Anreise usw. kommt!
Kiel: Fire and Flames Festival 2016
HEIRS OF YESTERDAY’S STRUGGLES – MILITANTS OF TODAY
Am 01. Oktober ist Fire and Flames Festival in Kiel und es wird ordentlich gefeiert. Es werden folgende Bands in der Alte Meierei spielen:
Bull Brigade – Melodic Oi-Core (Torino), Cartouche – Antifascist Punkrock’n’roll (Paris), Gipsy Mafia – Antifa Balkan Rap (Zrenjanin), Oi Polloi – Anarcho-Punk/Streetcrust (Edinburgh), Starr & Dj Mig.L – Militant Rap (Madrid), The Movement – Hardmod Internationalists (Copenhagen).
Weiter gibt es: Graffiti-Action hinterm Haus – FF haut Dosen raus! +++ Vegan Fast Food by 4K Catering +++ Solidarity Drinks +++ Revolutionary Propaganda +++ Fire and Flames Riotwear +++
Heute am Freitag (30.10.) gibt es im Subrosa in Gaarden eine Veranstaltung mit den Genoss*innen vom Lower Class Magazine, die sich immer wieder in der Türkei und verschiedenen Teilen Kurdistans aufhalten und ihre Eindrücke und Erfahrungen in einem Buch zusammengfasst haben.
+++ Termine +++ Termine +++ Termine +++ Termine +++ Termine +++
Am 22.10. in Neumünster den Naziaufmarsch verhindern! Infos
Das neue Antifa Infoblatt (AIB) Nr. 112 ist da
Titelthema der 112. Ausgabe des Antifaschistischen Infoblatts ist: Türkischer Nationalismus. Weitere Themen sind unter anderem: Dumm und gefährlich: “Oldschool Society”, Antifaschistische Inervention in Bayern – Die Kampagne zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung Bad Reichenhalls, Warum wir über institutionellen Rassismus sprechen müssen, Fünf Jahre nach Breivik, Abtrimo: Über das rechte Netzwerk einer Hamburger Band – Von Blood & Honour über das NSU-Umfeld bis heute, “Der Kampf gegen Faschismus und Rassismus muss Teil der Sozialen Kämpfe werden” – Interview mit der Action Antifasciste Paris Banlieue. Erhältlich wie immer in den Läden eures Vertrauens ( Infoladen Schwarzmarkt, Schanzenbuchhandlung ) oder direkt beim AIB
Helsinki/Pinneberg: Neonazimord in Finnland
Am 10. September 2016 hielt die finnische Neonazi-Gruppe “Finnische Widerstandsbewegung” (Suomen Vastarintaliike, SVL/ eine Gruppe der NMR “Nordische Widerstandsbewegung” mit ablegern auch in Schweden, Norwegen, Dänemark) eine Kundgebung im Zentrum von Helsinki ab. Um die 20 Neonazis hatten sich versammelt, stellten sich mit ihren Fahnen auf und verteilten Flugblätter. Gegen Mittag kam Jimi Joonas Karttunen zufällig an der Neonazikundgebung vorbei. Er brachte deutlich zum Ausdruck was er von den Neonazis hielt. Einige von ihnen gingen sofort zum Angriff über und schlugen Karttunen zu Boden. Bei dem Angriff wurde Jimi Joonas Karttunen bewusstlos geschlagen und kam auf die Intensivstation ins Krankenhaus. Nach einigen Tagen wurde er entlassen. Am 16. September verschlechterte sich sein Zustand dramatisch und als die Rettungskräfte eintrafen, war er schon bewusstlos. Er starb um 22 Uhr an einer Hirnblutung. Er wurde nur 28 Jahre alt.
Die Neonazis der SVL versuchen schon seit geraumer Zeit sich als sehr militante und aggressive Organisation zu profilieren. Tatsächlich gehen einige Gewalttaten und Übergriffe auf das Konto der SVL Neonazis. So z.B. am 30.1.2013 attackierte eine Gruppe zum Teil mit Messern bewaffneter Neonazis eine Veranstaltung in der Stadtbibliothek von Jyväskylä, darunter auch Neonazis von der SVL. Die SVL wird auch für weitere Angriffe in den letzten Jahren verantwortlich gemacht. So wurden zum Beispiel einige Mitglieder der Gruppe nach einem Pfefferspray- / Tränengasangriff 2010 auf eine Parade des Helsinki Gay Pride Festivals verurteilt. Ein weiterer Angriff fand 2011 statt, als Mitglieder der Gruppe ein alternatives Kunstzentrum in Tampere attackierten. Auch griffen sie mehrfach Einzelpersonen mit Pfefferspray an, so zum Beispiel auch den Gewerkschaftler und Politiker Dan Koivulaakso während eines öffentlichen Treffens mit homosexuellen Asylsuchenden 2012.
Außerdem ist die Suomen Vastarintaliike international sehr vernetzt. Sie waren bereits häufig Gastgeber für verschiedene nationalsozialistische Redner und organisierten Konzerte mit Nazibands, so wurde z.B. ein Konzert der Bremer Nazi-Band “Kategorie C – Hungrige Wölfe” im August 2016 beworben. Am 22.10.11 veranstalteten sie ein Seminar, zu dem sie neben schwedischen Nazigruppen auch Referent_innen der „CasaPound Italia“ und der „Freien Nationalen Strukturen“ aus Deutschland einluden. Auch werden sie selbst von verschiedenen Naziorganisationen im Ausland eingeladen. So hielten Mitglieder der Gruppe eine geschichtsrevisionistische Rede während des Naziaufmarsches in Dresden 2012. Auch eine Verbindung zu der Neonazi Gruppe „JugendPinneberg“ die sich nach Eigenangaben aus „Freie Kameraden“ aus Pinneberg, Elbmarsch, Schenefeld, Halstenbek, Barmstedt, Uetersen, Tornesch, Elmshorn, Wedel, Quickborn, Bokel, Moorrege, Appen, Borstel und Rellingen zusammensetzt, gibt es. So schreiben die Neonazis aus dem Kreis Pinneberg seit dem Naziaufmarsch am 13.02.2012 in Dresden von ihrer Vernetzung mit den finnischen Neonazis. Nach dem Messerangriff in der Stadtbibliothek von Jyväskylä 2013 wurde auf der Internetpräsenz der Gruppe ein Solidaritätsnote veröffentlicht. Im November 2014 reisten mehrere Nazis aus Pinneberg nach Finnland um einen Vortag zum „Tag der deutschen Zukunft“ in Turku bei ihrer Finnland Rundreise zu halten.
Das finnische Antifa Netzwerk Varis hat die meisten der Neonazis von der SVL Kundgebung vom 10. September identifiziert und die gewalttätige Vergangenheit von einigen Neonazi-Aktivistenöffentlich gemacht.
Das ein Passant, der sich kritisch äusserst, von den Neonazis angegriffen wird, ist also nicht die Ausnahme sondern die logische Konsequenz ihrer Ideologie und Auftretens.
Neonazimord in Finnland – AIB
Remembering means Fighting!
Freitag ist wieder Antirep-Kneipe in der Hafen-Vokü
Die Antirep-Kneipe meldet sich aus der Sommerpause mit leckerem Essen um
20 Uhr und einem Vortrag zum aktuellen Stand des Verfahrens gegen Schubi
um 21 Uhr in der Hafenvokü.
Nach mehr als 30 Verhandlungstagen wurde der Antifaschist und Fußballfan
Schubi im Mai 2016 vom Landgericht Rostock zu einer Haftstrafe von 4
Jahren und 5 Monaten verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen auf Grund seiner
politischen Einstellung, bei Fußballspielen Steine auf Polizist*innen
geworfen zu haben. Der Vortrag gibt einen Überblick über das bisherige
Verfahren gegen Schubi, die zahlreichen Skandale und die Bedingungen in
der 13 Monate andauernden U-Haft. Darüber hinaus wird es einen Einblick
in die Soliarbeit und Hinweise zum Umgang mit Repressionen geben.
freeschubi.blogsport.eu
Organisiert von EA Hamburg, Out of Action, Rote Hilfe
Interview mit Absolute Beginner von 1994
Wir dokumentieren ein Interview mit den Absoluten Beginnern aus der Antifa-Zeitung “Antifa Info Kreis Segeberg – Pinneberg“ von 1994. Einblick in die sechs Ausgaben der Zeitung von 1991-1994 kann man im Archiv der Sozialen Bewegungen in der Roten Flora bekommen.
Das folgende Interview wurde uns von der Torpedo-Konzertgruppe zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Es entstand am Rand eines HipHop-Jam am 25.3.94 im JUZ Kaltenkirchen. Torpedo-Konzerte ist eine Gruppe, die dort unkommerziell Konzerte organisiert. An dieser Stelle nochmals vielen Dank und solidarische Grüsse.
Stellt Euch doch zuerst eimal vor.
De: Ich bin Dennis von den Absoluten Beginnern, und ich bin halt mit für die Texte verantwortlich.
Ef: Ich bin Eißfeldt mit “ß” und “dt” und reime und mach mit Martin zusammen die Musik.
Ma: Und Martin bin ich. Das schreibe ich meistens so in Brabbelsprache “Mardie”, und ich mach mit Eißfeldt zusammen die Musik und bin für 1/3 der Texte verantwortlich und trag sie auch vor.
To: Ich bin Torsten und ich spiel Schlagzeug
Ef: Und dann gibt’s noch den Mad, der ist DJ und im Moment ander nicht hier.
Seid wann gibt es Euch und wie habt Ihr Euch kennengelernt?
De: Ungefähr seit 2 Jahren oder so, da sind wir zusammengekommen. 3 Jahre ist das her, da haben Martin und ich schon ‘n bißchen Musik gemacht, also zuhause bei ihm rumprobiert. Und so hat sich das dann geformt. So haben wir Eißfeld kennengelernt, und der hatte halt auch schon ein bißchen Equipment zuhause und so hat sich das dann langsam entwickelt.
Ef: Und dann kamen neue Leute zur Gruppe dazu, und dann wurden ‘nen paar Leute wieder rausgeschmissen. Dann kam Mad, der DJ, dazu und seit 3 Monaten spielt einer von uns Schlagzeug.
Könnt Ihr näher definieren, was für Euch HipHop-Kultur ist, was sie für Euch bedeutet?
De: In erster Linie ist HipHop nicht nur die Musik, sondern auch Breakdance und Graffity.
Ma: Was genau HipHop-Kultur ist, kann wohl niemand sagen, weil es halt ‘ne Kultur ist und ‘ne Kultur ist ja eher was Bewegliches, was sich auch viel in den Köpfen abspielt.
De: Die Basis von HipHop ist eigentlich die Musik, Breakdance und Graffity. Das sind die eigentlichen HipHop-Werte. Natürlich, wenn da jetzt jemand ist, der nur die Musik hört und sich dafür begeistert,ist das in Ordnung, dann haben wir nichts dagegen. Für mich ist halt wichtig, Daß er trotzdem sieht, daß HipHop auch mehr ist. Aber es ist natürlich so, daß sich das in den Köpfen abspielt, wie Martin schon gesagt hat. Jeder kann für sich HipHop definieren und jeder kann für sich rausfinden, was es ist.
Ef: HipHop kann keiner genau definieren, weil es einfach kein Gesetzbücher gibt, die irgendwas vorschreiben, wie man zu handeln hat, wie man seine Outlines beim Graffity zu ziehen hat oder was weiß ich, das gibt es nicht. Es gibt drei Komponenten: das sind Graffity, Breakdance und Musik. Das Urding ist einfach, daß man Fame haben will, daß man irgendwie aus seinem Stadtteil rauskommen will, die Öffentlichkeit erreichen will mit seinen Werken, entweder mit Tänzen, seinen Bildern, mit Musik, und daß da innerhalb dieser drei Komponentenein großer Zusammenhalt besteht, daß man sich gegenseitig fördert und zusammenlebt, andere Leute kennenlernt.
Ma: Ich findeaber auch, daß es über die drei Komponenten hinausgehen kann. Also, daß es jetzt nicht unbedingt bei diesen Graffity-Stiles und Breakdance-Arten und so bleiben muß. Für mich geht es auch ziemlich darum, daß die Leute aktiv werden und sich z.B. künstlerisch mit ihrer Umgebung auseinandersetzen […]
Ihr sagt jetzt, diese drei Komponenten wären die Basis. Ist es für Euch gar nicht wichtig, mit welchen Inhalten Ihr das füllt?
DE: Es ist natürlich klar, das HipHop textmäßig bezogen oder die Message von HipHop nicht in eine rechte Richtung geht, sondern auf jeden Fall antifaschistisch ist.
Ma: Das ist ja auch das Ding beim HipHop, daß jeder was werden kann, und daß auch ‘ne Wertgleichheit zwischen den Leuten da ist. Das ist eher das Grundding als die textlichen Inhalte.
Ich denke da so an dieEntwicklung des Punk-Rock, wo es jetzt z.B. Nazi-Rock gibt.
De: Ja, es ist einfach klar, das kann sich nicht in die rechte Richtung entwickeln, schon dadurch, daß Toleranz untereinader herrscht, daß es multikulturell ist, daß es vom Untergrund kommt.
Ef: Das Ding ist nicht das, was Dennis da meint. Beim Ska war es ja genauso, es war aus dem Untergrund, es war ‘ne linke Bewegung, war für Toleranz da, und das haben die Skins dann für sich vereinnahmt. Das Ding ist aber einfach, die Skins sind viel zu dumm, die würden niemals schöne Bilder an die Wände bringen, und die würden niemals geil tanzen können. Das ist einfach das Ding, die Kreativität, die ist gefragt beim HipHop. Daß du eigene Sachen entwirfst, daß du kunstvoll bist […]. Wenn wir jetzt sagen, HipHop ist von vornherein antirassistisch, dann wird einem immer vorgehalten, bei den Unruhen in Rostock hätten Leute ein IceT-T-Shirt getragen, das sind dann aber einfach Leute, die haben’s nicht gerafft.
Ma: Es ist natürlich technisch möglich , daß irgendjemand irgendeinen Beat von Platte auflegt und dann Sprechgesang mit irgendwelchen Oi-Messages drüberlegt, aber das fällt dann auch aus dem HipHop-Rahmen.
De: HipHop ist ja nicht nur die Musik. HipHop ist alles zusammen, die Einstellung gehört dazu.
Könnt Ihr nochmal sagen, warum Ihr gerade auf deutsch rappt und was die deutsche HipHop-Szene, wenn’s die denn überhaubt gibt, von der armerikanischen oder anderen unterscheidet?
Ma: Ja, Deutsch-Rap ist ganz klar, weil uns unsere Nachricht wichtig ist. Es gibt ja viele, die sagen, daß die englischen Texte halt flüßiger klingen, was wir nicht unbedingt glauben. Aber auf jeden Fall hatten wir halt früher deutsche und englische Lieder. Bei den englischen Liedern haben wir die Leute im Publikum gefragt, was sie davon verstehen, ob sie überhaupt so ungefähr raffen, um was für einen Rahmen sich das so dreht, und die hatten gar kein Plan, nicht im Entferntesten, was das Thema ist. Dann haben wir uns haltentschlossen, weil unser Publikum größtenteils deutschsprachig ist, also Muttersprache Deutsch, daß wir in der Sprache, in der sie uns am besten verstehen und wir uns vor allem am besten ausdrücken können, das rüberbringen.
Zwei Fragen zum Thema “HipHop gegen den Ausverkauf”: Das steht ja auch zum einen auf Eurem Plattencover drauf, sagt doch mal, wie das gemeint ist. Und die zweite Frage: Im Stück “Freiheit befreien” heißt es sinngemäß ” was wäre HipHop ohne Konsum”, daß Ihr da jetzt auch nochmal was dazu sagt.
Ef: Das erste ist das Ding, das richtet sich gegen das, was ich eben mit den Skins meinte, daß sie HipHop für sich nie einnehmen könnten und da ist genau passiert, daß jemand HipHop für sich eingenommen hat, wenn ich jetzt z.B. von den Phantastischen Vier rede. Die haben einfach nicht das Lebensgefühl, die haben’s einfach nicht in sich drinne. Die haben diesen HipHop genommen, danndeutsch drüber gerappt und haben das als ein Unicum dargestellt und vor allem auch, daß sie die Pioniere sind, daß sie es eingeführt haben, als was ganz neues. Sie haben das über ein Major-Label groß ausverkauft, weil das, was sie gemacht haben, war kein HipHop, das war’n Witz, das war Pop, das war Neue Deutsche Welle und sie haben halt gesagt, das sei HipHop und so haben sie das ausverkauft.
So dachte damals jeder, der vorm Fernseher saß, das ist HipHop, was sie da machen, weil sie eben gesagt haben, wir machen HipHop, aber, was sie gemacht haben, war nur in irgendwelchenKlamotten rumhüpfen und ein bißchen rumblödeln. Das ist das Ding.
Zum Zweiten mit dem Konsum: das hatte ich geschrieben, weil da waren ‘n paar politische Richtungen, Richtlinien aufgeschrieben und da hat jeder ‘n bißchen kritisiert und da hab ich mich einfach darauf bezogen, daß im Kommunismus halt alles verstaatlicht, mehr oder wenigerverstaatlicht werden soll und, daß dadurch einfach der Konsum nicht zustnde kommen kann. Und dann hab ich mir überlegt, wie läuft das, was wäre HipHop ohne diesen Konsum, weil’s das irgendwie braucht, weil gerade durch die eigene Infrastruktur hier in Deutschland haben wir uns echt was aufgebaut, dadurch, daß wir, jetzt nicht der Konsum, der von den Major-Labels und großen Klamottenfirmen und von den großen Medienkonzernen ausgeht, sondeern der, der von uns im Untergrund innerhalb der Szene, die Magazine, die wir selber machen, die wi sselber verbreiten, wodurch den Leuten die Augen geöffnet werden, was so abgeht, wodurch die Unter-grundtermine verbreitet werden, die Klamotten, die Graffity-T-Shirts, die wir selber machen, die wir selber im Untergrund verkaufen. Durch all das wird das alles gefördert, adurch bleibt die Kohle im HipHop drinnen, und so kann sich das halt wweiter etablieren. Und das ist halt das Ding. Und ohne Konsum wäre das halt nicht möglich gewesen. Da wär das dann so, jeder hätte das und das und das und damit muß er jetzt was anfangen und mehr gibt’s nicht, weißt Du. Da bleibt nichts offen, du kannst dich nicht weiterentwickeln.
Sagt doch mal kurz was zur Szene, ob es die gibt und im Vergleich zur europäischen und amerikanischen Szene.
Ma: Also, besonders deutsch finde ich die HipHop-Szene nicht. Es gibt natürlich eine Szene innerhalb dieser deutschen Grenzen.
Ich spiel jetzt mit der Frage ein bißchen auch auf das Lied “Dies ist nicht Amerika” an.
Ma: Ja, das klingt teilweise so, so verdeutschend. Aber das Ding ist halt, daß hier jetzt in Mitteleuropa, wo wir unsere Jams abziehen, daß da alle möglichen Leute sind und auch von wonders Leute kommen, daß das nicht irgendwie deutsch gehlten werden soll, daß das auch auf gar keinen Fall von irgendjemand beabsichtigt ist. In Mitteleuropa, oder wie man das bezeichnen soll, gibt es auf jeden Fall ‘ne ziemlich aktive Szene. Also, ich kann das nicht so einschätzen, aber ich glaube schon, daß die Leute auf ‘ne positivere Weise aktiv sind als in Amerika z.B..
…wo Ihr Euch ja auch im Lied abgrenzt von diesem Ganster-Rap.
Ef: Ja, na klar, das sind auch Leute, die es nicht kappiert haben.
To: Es geht vielleicht auch darum, daß die Leute sich selber Gedanken machen, wie sie jetzt diese HipHop-Kultur, wie sie zu sein hat, daß sie sich selber Gedanken machen, wie sie gerne das haben möchten, weil sie halt das auch selber gestalten können. Und nicht einfach völlig ohne drüber nachudenken und blind einfach sagen, ja cool, das find ich echt stylisch, das mcht mich wahnsinnig an weil das kommt einfach derbe locker und cool rüber, wenn die Ami-Leute halt das und das machen. Daß die Leute mal aufwachen sollen und nicht immer das nehmen sollen, was man ihnen in den Schoß legt, sondern halt auch mal ihren eigenen Kopf anstrengen. Das heißt auch nicht, daß die amerikanische HipHop-Kultur schlecht ist, sondern, daß man sich überlegen soll, ob man nicht vielleicht das ein bißchen anders machen möchte.
Ef: … sich was eigenes aufbaut. Weil halt dies ist nicht Amerika!
Seid Ihr politisch organisiert? Seid Ihr in Antifa-Gruppen, oder habt Ihr Kontakt zu dieser Scene?
De: Ja, also, ich bin halt in der Antifa dabei, noch nicht lang, und es ist so, ich sprech da eigentlich für alle, daß wir jetzt nicht uns irgendwie nur im Bereich befinden, wo nur HipHops da sind, oder wir kennen nichts anderes, als wenn ich jeden Tag nur Sprühen, Breaken und Rappen ginge und mehr ist nicht drin. Bei uns ist es so, daß wir uns im Untergrund bewegen. Da gibtes nicht nur HipHop, es ist ziemlich linksgerichtet, kann man auf jeden Fall sagen, wie geasgt antifaschistisch. Es ist nicht so abgegrenzt, sondern mischt sich. Wir sind genausooft mit irgendwelchen Typen zusammen, die eigentlich garnicht viel mit HipHop zu tun haben, aber die jetzt von der Einstellung genauso drauf sind wie wir. Das ist für uns das gleiche, deshalb wollen wir da auch mehr Toleranz haben.
Würdet Ihr sagen, daß das allgemein so ist, oder nur bei Euch?
De: Es ist gerade nicht allgemein so, daß ist halt das Problem, und das ist gerade das, was wir ansprechen.
Ef: Wir haben sogar ein Lied darüber gemacht, auf unserer neuen Maxi, wie wir leben in Hamburg, weil es hier so abläuft, wie er es geschildert hat. Aber im Rest von Deutschland ist es meist so, daß da keine Toleranz herrscht zwischen den Untergrundkulturen, daß sie sich gegenseitig ausgrenzen. Da wird gesprüht, gebreakt, gerappt, und alles andere ist Zeckenkram. Dagegen richtet sich dann das Lied. Das versuchen wir ein bißchen aufzulockern.
Wie sieht eure politische Praxis aus? Hast Du ja auch gesagt, daß Du in der Antifa mitmachst. Also da geht’s uns nochmal um Praxis im Gegensatz zu Euren Texten.
De: Das ist auch das Ding, was mich beschäfftigt hat, daß wir halt die Musik machen, darüber was sagen und erzählen, was wir darüber denken, aber mich hat ‘ne Zeitlang gestört, daß viele Sachen mich aufregen, und ich auch tätig bin, indem ich darüber Musik mache, aber ich hab gedacht, daß es da auch noch was anderes geben muß, daß man auch anders tätig sein kann, direkt irgendwas dazu machen kann. Deswegen, weil ich auch halt Leute kenne, die in der Antifa sind, bin ich halt so da hingekommen. Es ist auch geil, wenn man was organisieren kann, was auch mal nichts mit HipHop zu tun hat.
Ef: Ja, weil wir die Musik machen, die Texte, die Leute aufzufordern.
Aufzufordern?
Ef: Ja, jetzt eben antifaschistisch zu handeln. Mir geht das so, selbst wenn ein Mitläufer, der zwischen den Frontensteht und nicht weiß ob rechts oder links, in der Zone oder auch in West Deutschland, vielleicht wenn so’n Typ, der Gefahr läuft, mit Fascho-Glatzen abzuhängen, diese Musik hört und sich aufgrund des Textes sagt “Moment, die haben recht” und sich nach links orientiert, dann ist das ein großer Erfolg. Ich habe jetzt zwar von sowas noch nicht gehört, aber z.B. hab ich mal mit ‘nem Typen gesprochen, da waren wir in Potsdam, der ist 500 Km zu dem Konzert gefahren aus einenm Dorf an der Grenze von Polen, wo 120 Glatzen die Stadt und die Schule regieren, wo es noch zwei HipHops im ganzen Dorf gibt. Es waren mal 20, aber die Glatzen hauen denen regelmäßig auf’s Maul, und deshalb habendie anderen nichts mehr gemacht, weil sie einfach Schiß hatten. Da kommen die Glatzen tagtäglich in die Schule, holen die Ausländer aus den Klassen, stellen die auf und hauen den auf’s Maul. Und das sind noch zwei Leute im Ort, die einmal die Woche auf’s Maul kriegen. Der Typ ist da hingekommen und meinte zu mir ernsthaft, daß ihm das was gibt, diese Musik und das er denkt, daß er weiter machen muß und sich nicht der rechten Gewalt beugen darf. Das hat mich schon ziemlich beeindruckt.
Noch mal was allgemeines, wie glaubt Ihr können gesellschaftliche Verängerungen erreicht werden? Welche Mittel haltet Ihr für angebracht? Habt Ihr eine Utopie, wenn Ihr z.B. singt “es gilt die Freiheit zu befreien”?
(Schweigen)
Ma: Is ‘ne Hamme Frage. Es geht in erster Line darum, irgendwie eine schlagfertige und korrekte Subkultur zu schaffen, wo Leute diesem Standartleben ausweichen können, was ja teilweise auch ziemlich harte Sachen fordert, deswegen ist die Musik praktisch ein Ersatzmedium, weil die alltäglichen Medien, wie Zeitung und Fernsehen häufig alle ziemlich trendorientiert sind. Die sind ja verkaufsmäßig ziemlich abhängig, und das sind wir nicht. Und das man den Leuten halt so, ja, ein eigenes Leben bietet, oder möglich macht, die Leute dazu bringt, daß sie kritischer werden, daß sie nicht alles hinnehmen.
Ef: Man muß auch einfach mal irgendwo anfangen, wenn man sagt, das klappt sowieso nie und man nicht mal einen Versuch startet, dann wird das sowieso nichts. Es muß mal damit anfangen werden. Und deshalb beginnen wir damit asolut. (lachen)
De: Yeah!
Ef: Yeah!
Ma: Kick it!
Ef: Check it out, man Gimme some!
Ihr sagt “von Anfang an was Verändern” Mensch hört so in Euren Texten, wo Ihr Euch vom realexistierenden Sozialismus abgrenzt oder bei K.E.I.N.E. “… da forder ich wirklich Anarchie …”, daß Ihr da leine konkrete Utopie im Kopf habt, oder könnt Ihr das konkretisieren?
De: JA, stimm da eigentlich mit überein, auf jeden Fall, allein die Vorstellung, alle sind gleich, es gibt keine Kohle mehr, es ist keiner höher als der andere, jeder macht irgendwas und trägt dazu bei, daß es allen gut geht. Das sind so Vorstellungen, wo wir natürlich dafür sind. Aber man muß irgendwo anfangen, man muß das realistisch sehen. Wir versuchen, erstmal die Leute dazu zu bringen, daß sie nachdenken, selbständig werden und so einen Zusammenhalt zu schaffen. Natürlich haben wir unsere Vorstellungen, wie es gerne sein könnte, aber man muß halt von der realen Situation ausgehen.
Ef: Wenn die Anarchie durchgesetzt wäre, dann heißt es ja immer, dann würde es aussehen wie im Kommunismus, bzw. Realsozilismus, aber das ist halt nicht das Ding. Was mich halt daran stört, ist die Verstaatlichung. Wenn Anarchie herrschen würde, dann wär es einfach so, daß der technische Fortschritt viel höher als jetzt wäre weil es nirgendwo mehr Bosse geben würde, die z.B. auf ihrem Ölvorkommen oder sowas rumsitzen würden, um den Preis in die Höhe zu schrauben, weil alles allen gehören würde. Und jedem wäre die Möglichkeit gegeben, sich auf einem bestimmten Gebiet, ganz egal was, einfach worauf er Bock hat, weiter zu bilden. Es würde einfach alles besser funktionieren.
De: Es gibt viele Leute, die jetzt anarchistische Vorstellungen haben, aber es gibt auch zu viele verschiedene Meinungen dazu. Ich hab jetzt gemerkt, daß es jetzt gar nich möglich ist, weil jeder seine eigene Meinung hat, eine andere Art, wie er das jetzt für sich gestalten würde, das differenziert sich noch zu sehr. Und irgentwie muß sich das entwickeln. Deswegen gehen wir von einer anderen S?tandpunkt aus ud haben da niedrigere Ansprüche.
Ef: Ein bißchen liberaler (ironisch)
Obwohl es ja auch in der linken Scene Leute gibt, die sich als Kommunisten bezeichnen oder eine kommunistische Utopie haben, wo sie auch was anderes mit meinen als das, was im Realsozialismus gelaufen ist, wo sie das genauso kritisieren. Also da grenzt Ihr Euch dann auch nicht ad? Das geht dann schon zusammen?
Ef: Genau das, was Dennis meinte, wir schrauben die Werte und Ansprüche soweit runter. Also ich seh das so, daß unser Standpunkt jetzt ist, alle zusammenhalten gegen die Faschisten. Das ist auch das Ding, was mich manchmal an bestimmten Antifa-Gruppen einfach stört, daß daeinfach zu viel diskutiert wird.
Ma: Aber das ist ja auch die Stärke solcher Antifa-Gruppen und sowie der ganzen Subkultur, daß es halt so ein Polyding ist, wo verschiedenste Meinungen eben nebeneinander existieren. Es ist ja nun Quatsch, das dem Faschismus leich zu machen, daß alle in die gleiche Richtung denken.
Was mich noch interessieren würde… es ist ja schon ein Problem, die Kommerzialisierung der ganzen HipHop Scene. Wenn ich irgendwo in Läden reingehe, was da bestimmte Caps kosten, es ist einfach so, daß du deine 30-40 DM hin blättern mußt, und wenn ich mir verschiedene Leute in der HipHop Scene angucke, das sind einfach Mittelstands-Kids, die irgendwie erzählen, sie kämen aus der Unterschicht und hätten das harte Leben durchgemacht und machen jetzt HipHop. Das ist für mich manchmal so’n Widerspruch.
Ma: Auf jeden Fall ist es keinesfalls unkorrekt, wenn Mittelstands-Kids zum HipHop finden. Auch nicht wenn Oberschichtkinder,… wir kennen auch bestimmt ein bis zwei superreiche mit superreichen Eltern, aber der eine sprüht halt und der andere rappt. Und die übernehmen halt nicht die Werte ihrer Eltern, und irgendwie find ich’s auch cool, die können sich viel leisten, bei den Strukturen, wie sie jetzt halt sind. Die können sich halt 10 Paar Schuhe kaufen und 11 Cappys und was weiß ich, irgendwelche blöden Jacken. Aber das hat sowieso nicht viel mit HipHop zu tun, daß man halt auf Style wert legt.
De: Eben, es ist halt das Ding, HipHop hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Sachen zu tun.
Ef: Sie müssen nur zweckmäßig sein.
De: Jana gut, da kommst du jetzt wieder mit deinen Turnschuhen, ja das ist ja auch gut, aber ich meine die Sache ist ja, HipHop hat absolut nichts mit dem Outfit zu tun, sondern es spielt sich alles im Kopf ab, und aüßert sich in dem was du tust und nicht in dem was du anziehst, denn das ist ja wieder genau dieses Konsumieren und sonst nichts, und das ist auch irgendwie das, was wir bekämpfen wollen. Was wir mit ” Dies ist nicht Amerika” auch schon machen. Das ist halt wiederum nur das Übernehmen, z.B. aus den USA, das ist gard wieder ein tolles Cap, oder irgendwelche Adidasschuhe, deswegen muß man nun nicht genauso rumlaufen, das ist absolut unwichtig.
Ef: Outfit, das es jetzt ao allgemein gibt, ist nur auf Zweckbasis entstanden, das hat sich dann so eingebürgert, das waren jetzt die Turnschuhe zum breaken, der Trainigsanzug auch zum breaken, die Kaputze und die dicken Klamotten zum malen. Das hat sich dann einfach so entwickelt, daß dann auf diese Komponenten hin spezielle Kleiderstile entwickelt wurden und die Leute haben gemerkt, “Mensch das verkauft sich” und haben dann sowas rausgebracht. Dann hat sich das so eingebürgert, daß jeder HipHop so ein Merkmal an sich trägt.
Ma: Und was Du meinst, Cap für 50 DM, das halt nicht HipHop, was da für 50 DM über den Ladentisch geht. Esist einfach ein Cap, was wahrscheinlich von irgendwelchen großen Firmen kommt, die erkannt haben daß sich im Moment eben viele dafür begeistern, dem Käufer dieses abendteuerliche Ghettoimage suggerieren.
Ef: Die haben HipHop für sich eingenommen, obwohl sie damit nichts zu tun haben und das Geld, das da reinläuft, das geben sie nicht wieder für HipHop aus, das bleibt im HipHop Bereich, das ist denen scheißegal, die kaufen sich dafür…(unverständlich)
De: Ich weiß auch nicht, was an einem Cap HipHop ist. Wo kommen die überhaupt her?
Ef: Wenn es jetzt ein Cap gibt, das von einem Sprüher mit Airbrush gemacht wurde, handgefertigt, das sehr geil aussieht und das dann 50 DM kostet, dann find ich das voll in Ordnung, weil der Typ, der das gemalt hat, dann das Geld kriegt, und das gibt es dann weiter für Airbrush, seine Farben aus, für Dosen, oder kauft sich ‘ne Platte davon. So bleibt das Geld halt alles drinnen, und so kann sich das dann immer weiter etablieren, weil nirgendwo wird das Geld entzogen.
Spielt ihr eigentlich mit Hardcore Bands zusammen, z.B. auf Konzerten, wo die Musikstille gemischt sind?
Ma:So konzertmäßig haben wir es noch nicht so vermischt.
Ef: Aber wollen wir mal…
De: Wir haben jetzt schonmal überlegt mit Hardcore Bands zusammen zu spielen. Die Antifa organisiert jetzt im Mai irgendwann eien Abend, wo mehrere Gruppen zusammen spielen, da kommen Hardcore Bands von Elbcore, da kommen wir dazu, vielleicht ein bißchenHipHop, ein bißchen Hardcore. Dann wollen wir vielleicht noch mit, wie heißen die denn noch?, ich komm jetzt nicht drauf, ist egal, auf jeden Fall ist es gemischt, das ist halt auch das, was wir erreichen wollen, mehr Toleranz, deshalb haben wir das auch mit organisiert.
Ef: Und wir machen jetzt noch einen Remix von K.E.I.N.E. mit einer Metalband.
aus dem Antifa-Info Kreis Segeberg – Pinneberg Nummer 6 von 1994